Ein Blog über meine Erfahrungen mit dem Leben, mit Drogen, mit den Auswirkungen letzterer auf ersteres und eine Gedankenmüllkippe aller erster Güte. Ein Blog für Toleranz und Selbstbestimmung.
Donnerstag, 14. Januar 2021
Der Berg ruft
Dienstag, 12. Januar 2021
Statt Clara II
Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Dass ich versucht habe, mich umzubringen? Dass ich Wochen in der Klapse saß? Dass meine Karriere als Journalist von einem chinesischen Fledermausvirus zur Hölle geschickt wurde, und ich jetzt in trauriger Eintönigkeit bald ein Leben als uniformierter Wachmann auf dem Gelände eines namhaften Getränkeherstellers fröhne? 12 Stunden Arbeit am Tag. Die Hälfte meines Lebens während einer irdischen Rotationsperiode.
Dass ich noch immer in Behandlung bin, fruchtlos? Dass ich, praktisch nach Zeitplan, nach wie vor suizidal bin? Dass ich emotional und psychisch mittlerweile so abgestumpft bin, dass mich selbst der Tod meines ungeborenen Kindes kaum noch berührt? Denn ja, auch das ist passiert.
Mein Leben ist eine riesige Reihe von zynischen Witzen auf meine Kosten. Mein bester Freund, er wohnt über mir, und völlig verwahrlost, abhängig und suizidal. Mein Bruder, suizidal, depressiv, drogenabhängig. Der gude Jakob, eingespannt von Beruf, Frau, Kindern, für mich seltener zu sehen und zu sprechen als ein Einhorn.
Ich sitze alleine hier, wie immer.
Aber von Beginn an. Es war mein Geburtstag, ich war alleine zuhause. Die Krise meiner Ehe auf dem Höhepunkt, die Angetraute nicht mehr willens, dies auch zu bleiben. Du kennst das Thema, dass dort zu diesem Zeitpunkt herrschte. Ich war das ganze Wochenende meines Geburtstages allein. Ganz allein. Und erstmals in meinem Leben, habe ich vollständig den Verstand verloren. Ich schrie, weinte, tobte, den ganzen Tag. Ich wachte heulend auf, und schlief ein mit den Händen in den Haaren verkrallt. Ich schlug gegen Wände, ich trat gegen Türen. Ohrenbetäubend lief "I'm am Henry the Eight I am!" in Dauerschleife, und ich, ich sang offenbar mit. So ganz erinnere ich mich nicht mehr, verschwommen die Bilder, wie ich, mit dem Gesicht an der Wand durch die Wohnung laufe, schreiend.
"ICH BIN HEINRICH DER ACHTE ICH BIN! HEINRICH DER ACHTE ICH BIN, ICH BIN! ICH WAR VERHEIRATET ZU DER WITWE NÄCHST' TÜR, SIE WAR VERHEIRATET SIEBEN ZEITEN ZUFÜR!
UND JEDER EINE WAR EIN HEINRICH, SIE WOLLTE HABEN KEINEN WILHELM, KEINEN SAM!"
Das wurde bemerkt. Jakob wurde gerufen. Jakob kam, da lag die Leine schon über der Duschkabine und war am Wasserhahn festgeknotet. Es wären 10 Minuten gewesen, dann wäre ich tot.
Stattdessen ließ ich mich einweisen. Es ist halt nicht alles Gold, was glänzt.
Mit meinem eigenen Bettzeug tauchte ich auf, unangekündigt. Das käme nicht oft vor, wurde mir gesagt. Noch nie hätte jemand sein eigenes Kopfkissen mitgenommen. Amüsiert war man. Gut, mit einem Lacher anzufangen.
Was passiert ist, wurde ich gefragt. Ich konnte nur schluchzen. Man unterhält sich, lange. Sehr lange. Die Ärzte müssen feststellen, ob eine Selbstgefährdung vorliegt, sonst muss man nach Hause. Ich musste nicht.
Tavor, eine Nacht auf dem Flur, unter Beobachtung. Irre und Geisteskranke, Alkoholiker und Paranoide, wackeln an dir vorbei, keiner beachtet dich. Seltsam, dass jeder dort ist, weil er irre ist. Irgendwie befreiend, mal IRRE sein zu DÜRFEN, weil man dafür da ist. Aber die Tavor sorgt schon dafür, dass man nicht durchdreht.
An sich war die Klapse eine gute Zeit. Produktive Zeit. Die leider zu schnell endete. Corona kam, und machte mir einen Strich durch meine Planung, noch einen stationären, längeren Aufenthalt in 2020 einzulegen. Vieles kam kurzfristig ins Lot - doch noch mehr hat sich nicht geändert. Ich kämpfe weiter mit mir den immer gleichen Krieg, mit den immer neuen Waffen, auf immer lebensfeindlicheren Schlachtfeldern, mit immer ausgemergelten Truppen, im ewigen Abwehrkampf gegen den glühenden Wahnsinn. Gegen Heinrich, den 8ten, der schreiend seinen Tribut fordert, an jedem Tag.
Mein Job ist vorbei, Corona sei "Dank". Durch die Depressionen war ich allerdings schon lang nicht mehr in der Lage, regelmäßig zu arbeiten. Schulden und Geldprobleme waren die Folge, die Gedanken wurden weggekifft. Nach einem Jahr des NEETens habe ich ein Praktikum bei einem Sicherheitsdienst gemacht. Und mein Gott, ich könnte ewig referieren über die Frage, ob ich damit einen Riesenfehler mache.
Ich spar es mir aber. Ich muss es ja sowieso tun, ich hab keine andere Wahl. Vielleicht ist dies jenes große Damoklesschwert, das über mir schwebt: Ich bin nicht mehr weit davon entfernt, einfach aufzugeben, in mich zusammen zu sagen, nie wieder nachzudenken und einfach ein Drohnenleben zu leben. NPC werden, Nebendarsteller, den Storyark weiterreichen. Einfach nur atmen, gehen, gucken, fressen, scheißen und schlafen. Bis ich tot umfalle, ohne mir Gedanken zu machen, ob ich glücklich bin. Denn mittlerweile wird mir klar, ich werde nicht mehr glücklich.
Mein Kind ist gestorben. Zum Monatswechsel Oktober/November diesen Jahres. Ich wusste nichtmal, dass es da ist. Eileiterschwangerschaft, 7te Woche. Ist geplatzt. Not-OP. Corona, kein Besuch. Ich wusste von nichts, bekam einen Anruf. Meine Frau ist auf der Arbeit mit inneren Blutungen kollabiert. Schwangerschaft festgestellt, Eileiter entfernt. Trauma. Für alle Beteiligten.
Es war der letzte Dominostein in einer Kette aus Scheiße. Er brachte das Fass zum überlaufen. Seit diesem Tag denke ich nicht mehr. Denn ich kanns nicht. Wenn ich es täte, dann würde ich irgendwann begreifen. Ich würde erfassen, verstehen. Ich würde anfangen zu fühlen, wirklich zu fühlen. Den Schmerz, die Trauer. Das unendlich laute Brechen meines Herzens müsste ich hören.
Ich habe geweint deswegen. Ich habe mich scheiße gefühlt, mich besinnungslos gesoffen und gekifft, aber nicht wirklich ~begriffen~, was all das wirklich heißt. Da sind nicht nur DNA, Zellen und rudimentäre Organe gestorben. Es ist ein Teil von mir gestorben, ein Hauch einer Ahnung eines besseren Lebens, eines Lebens mit einem Grund. Einer Aufgabe, einem Ziel, einen Angelpunkt, der nicht so belastet ist, wie meine Ehe. Ein Stück von mir auf Erden, das nicht ich bin. Etwas, das ich lieben könnte, so innig und aufrecht und ohne jeden Vorbehalt, dass ich ein anderer geworden wäre. Etwas, dass meinen Leben endlich einen Zweck gegeben hätte. Ich vermeide das Wort "Sinn" an dieser Stelle bewusst, denn kein Leben hat irgendeinen "Sinn". Aber ich hätte mir einen Zweck geben können.
Stattdessen verbleibe ich hier. Zwecklos, akut mit Tränen in den Augen und einem stockendem Herzen, einem glühenden Magen, doch voller Ignoranz für die wahren Emotionen unter der körperlichen Reaktion.
Ich will nicht mehr.
I am Henry the Eight, I am!
Henry the Eight I am, I am!
I was married to the widow next door,
She was married seven times before.
And everyone was a Henry
She wouldn't have a Willie or a Sam
I am her eighth old man, I'm Henry
Henry the Eight I am.
Mittwoch, 10. April 2019
Statt Clara I
Wenn dies kein Ende findet, dann werde ich ihm ein Ende setzen. Entweder werde ich ein Held oder ich laufe eben Amok. Dann töte ich jeden, jeden den ich irgendwie kriegen kann.
Mittwoch, 27. Juli 2016
Loslassen
Ich bin fremdgegangen. Wir hatten eine Bekannte hier, die ich auch über diesen Blog kennenlernte, vor vielen Jahren.
Ich hatte keinen richtigen Sex mit ihr. Wir hatten MDMA genommen, und am Morgen danach wild rumgeknutscht, meine Hand unter ihrem Top und zwischenzeitlich in ihrer Hose.
Wir brauchen nicht drüber reden, dass das ein unheimlicher Fehler von mir war. Ich schäme mich dafür, aber ich kann nichts anders tun, als weiter zu machen und nach vorne zu blicken. Meine Frau will natürlich nichts mehr von dieser Person wissen.
Nennen wir sie C.
C. und ich hatten schon öfter Sex. Im Jahr 2012, im Oktober lernten wir uns kennen. Damals war ich frisch getrennt. wir schrieben fast ein ´Jahr, bis sie mich besuchen kam. Ich war damals was Sexualität betrifft eigentlich ziemlich gehemmt. In meiner vorherigen Beziehung war irgendwann alles Routine. Aber nicht so bei C.
Bei C. fühlte ich zum ersten Mal in meinem Leben Leidenschaft. Und Männlichkeit. Das ist ein wichtiger Punkt. C. stand auf härteren Sex, was ich vorher nie ausprobierte. Ich war der Meinung, einfach weil ich es nicht kannte, dass mir sowas nicht gefallen würde, ich war der Meinung nur Blümchensex mit Schmetterlingen und Liebe ist guter Sex, alles andere amoralisch.
C. zeigte mir das Gegenteil. Sie war nicht lange da, aber danach war ich wie paralysiert. Das fiel gerade in die Zeit, als ich Drogen kennenlernte. Und mich. Ich hatte gerade eine neue Persönlichkeit bekommen. Und nun auch eine neue Sexualität. Überhaupt eine Sexuelle Identität.
Noch dazu ist C. selbst atemberaubend. Kaum eine andere Frau, außer meiner Ehefrau, hat mich jemals so angesprochen wie sie. Mit ihr konnte ich alles ausprobieren, alles machen.
Ich fühlte mich beim Sex mit ihr immer lebendig. Und noch dazu wurde sie einer meiner besten Freunde. Und niemals, auch nur eine Sekunde, zweifelte ich an dem Fakt, dass ich niemals eine emotionale Bindung zu diesem Mädchen entwickeln könnte, die den Namen Liebe verdient.
Nicht das ich sie nicht liebe. Wie eben eine wunderbare Freundin.
Nur das was ich für meine Frau empfinde, könnte ich nie für sie empfinden. Umso schöner war es mit ihr zu experimentieren. Und einen Raum zu haben, in dem ich auch ein wild die Zähne fletschendes Tier sein kann. Oder unterwürfig und nur darauf wartend, dominiert zu werden. Sie war die absolute Erfüllung meiner sexuellen Wünsche.
Es war etwas wunderbares. Etwas wunderbares, für das ich mich jetzt schuldig fühle. So schuldig das ich kaum noch an C. denken kann, ohne das es mich zerfrisst. Mehr noch aber die Tatsache das ich diese Erfüllung in dieser Form nie mehr erleben werde.
Meine Frau war noch Jungfrau, als ich mit ihr zusammenkam. Sie fängt ohnehin erst an, ihre Sexualität zu entwickeln, aber halt in ihrem Tempo. Und nie würde ich sie drängen. Sie hat das Recht, sich alle Zeit der Welt zu nehmen, bis sie herausgefunden hat, was und wie und wie oft und wo. Aber oft korrelieren unsere Vorstellungen von Sexualität nicht. Und die Erfüllung einiger meiner Bedürfnisse sind eben ein Problem,
Ich werde lange darauf warten müssen, bis meine Frau das Selbstbewusstsein hat, dominant zu sein. Wenn es überhaupt jemals eintritt. Oralsex, sowohl aktiv als auch passiv. Und vor allem das gefühl begehrt zu werden. Es sind Dinge die mir fehlen. Und, was auch für meine Frau bislang schwer zu verstehen war, fürchte ich, dass diese Dinge fehlen hat keine Auswirkungen auf die Tiefe meiner Liebe zu ihr. Keine Auswirkungen auf meine Gefühle. Ich will mit dieser Person mein Leben verbringen. Und meine Kinder groß ziehen. Und auch mit dieser Person Sex haben, denn es ist nicht so, dass der Sex mit ihr nicht erfüllend und vorallem schön wäre - es ist eher so, dass das eben nur ein Aspekt ist, der meine Sexualität ausmacht.
Und mittlerweile bin ich ob meiner Bedürfnisse, meiner brodelnden Sexualität und den vorangegangen Ereignissen mit C. so verunsichert, so beschämt und traurig, dass ich mich am liebsten chemisch kastrieren lassen wollen würde. Und überhaupt keine Triebe mehr. Und keine Sexualität. Ich nehme es einfach immer mehr als Last wahr. Als eine Bürde, dass ich, wenn meine Frau eine längere Pause von sexuellen Bedürfnissen aller Art macht, was häufiger vorkommt (auch hier nicht den Hauch eines Vorwurfs, Sie reagiert sowohl psychisch und körperlich auf alle Arten von Stress, hat vielleicht auch Asperger oder leichten Autismus, Anzeichen dafür gibt es, und hat ohnehin eine komplizierte Sexualität. Ich verstehe sie wirklich und ich will auch überhaupt nicht das sie irgendwas tut worauf sie eigentlich keine Lust hat, denn so gewinnt niemand), ich irgendwann hormonell so unterzuckert bin, dass ich jede Bewegung von ihr als Andeutung verstehe, nicht mehr mit ihr kuscheln kann, ohne das ich ihr am liebsten die Kleidung vom Leib reißen will, und mich für jeden dieser Gedanken schäme und schuldig fühle. Und so steh ich morgens extra eine halbe Stunde auf bevor sie von der Arbeit kommt, um zu masturbieren um wenigstens mit ihr knuddeln zu können wenn sie heim kommt. Und oft sitze ich danach ernüchtert rum, sehe groteske nackte Körper auf dem Bildschirm und denke "Das ist das alles nicht wert.".
Und das ist es auch nicht. Aber es ist nunmal mein Körper und daran kann ich nun auch nichts ändern. Ich ziehe viel meines Selbstwertgefühls aus Sex. Ich bekomme einen Egoschub nachdem ich Sex hatte, aber das Gegenteil ist bei langer Flaute der Fall.
Und das nervt mich. Ich hasse mich so sehr dafür. Und vor allem meinen Körper. Ich kann es einfach nicht mehr ertragen, diese ständige Spannung, die sich nie abbaut, die Schuld, wegen dem was mit C. passiert ist, das Wissen, das sich nichts von alledem ändern wird auf absehbare Zeit und die Angst, mit der einzigen Person die was daran ändern kann zu reden, weil sie sofort befürchtet das unsere Beziehung daran zerbricht und sich unangebrachte Vorwürfe macht. Mit dem Ergebnis, das ein Gespräch darüber fruchtlos endet.
Und dabei war es alles eigentlich etwas wunderschönes. Liebe in der einen Hand, einen Menschen, auf den man immer zählen kann, für den man töten würde und sterben und in der anderen Hand sexuelle Entfaltung und Selbstbestimmung. Und das beides irgendwann so kollidieren würde, und das eine das andere so in den Dreck zieht, dass ich manchmal nachts nicht schlafen kann, das hab ich niemals gewollt.
Es schmerzt einfach nur. Es schmerzt diesen wunderbaren Menschen verloren zu haben, es schmerzt, diesen wunderbaren Menschen verletzt zu haben und es schmerzt, beides nicht ändern zu können.
So viele Tage, an denen ich mir wünsche asexuell zu sein.
Ich bin verzweifelt. Denn ich weiß nicht was ich tun soll. Jeder Schritt ist ein Schritt auf eine Mine, jeder Gang ist ein Gang zum Galgen. Ich kann meine Ehe zerstören, wenn ich drüber rede, weil meine Frau es befürchtet und man kennt sich selbst erfüllende Prophezeiungen. Mit C. darf ich nicht mal mehr sprechen und sollte ich auch nicht, wenn ich nicht gleich wieder Schuldgefühle haben will, denn jeder Gedanke an sie, egal in welcher Situation, hat diesen anrüchigen Geruch. Einfach weil die sexuelle Spannung meinerseits immer wahrgenommen wurde. Ich habe mir die Erinnerung an 4 Jahre Freundschaft zerstört. Ich habe meine Ehe fast zerstört. Ich habe meine Sexualität zerstört.
Ich will da wieder raus und ich weiß nicht wie. Ich will einfach wieder ohne ´Schuld an C. denken können, denn das, was da passiert ist war für sich genommen wunderbar und ein wichtiger Meilenstein in meiner Beziehung. Und so vieles hat es beeinflusst. Ich will wieder meiner Frau in die Augen gucken können, ohne fast Tränen in die Augen zu bekommen weil ich sie so begehre. Und dann wirklich in Tränen auszubrechen weil ich dieses Gefühl so selten selbst fühle. Und die Person, bei der ich dieses Gefühl immer hatte, war C.
Es ist einfach so verfahren. Ich weiß einfach nicht was ich noch tun soll.
Ich muss loslassen. Einfach loslassen und alles gehen lassen. Die Schuld gehen lassen. C. gehen lassen. Aber dann müsste ich auch einen Teil meiner Erinnerungen, einen Teil meiner Entwicklung gehen lassen. Und dann sind noch lange nicht meine Bedürfnisse gestillt.
Alles was ich will ist Frieden. Ruhe. Oder Erfüllung. Und beides ist einfach nicht drin. Ich muss weiter diese Tortur durchmachen und das Beste draus ziehen.
In der Hoffnung, dass irgendwann alles besser wird.
Manchmal will ich einfach losgehen. Immer geradeaus. Egal wohin. Ich will gar nicht ankommen. Ich will nirgends sein. Berge sehen. Wasser. Wälder, Steppen und Sümpfe. Und nie ein Wort sagen. Bis es endlich leise ist in meinem Kopf. Weit weg von allem. Mit mir alleine. Und mich endlich richtig kennen lernen. Und wissen wer ich bin. So vieles passiert was ich gar nicht verarbeiten kann. Ich will jeden Tag nur das der Tag vorbei ist, aber auch, dass es nicht morgen wird. Ich hänge fest, ohne Richtung und ohne Ziel, wie eine Gratwanderung zwischen Trance und Realität. Und fernab all der Dinge, die im Moment für mich real sind, würde ich gerne einfach sitzen. Und endlich wieder das Leben in den Dingen um mich herum fühlen. Die warme Sonne auf der Haut. Und Wind spüren. Und außer mir niemand. Ich verliere immer mehr die Haftung zu mir. Ich drehe mich um mich selbst auf der Suche nach einem Ausweg aus dem Chaos in mir, doch der Weg ist nicht innen. Der Weg ist draußen und ich muss ihn physisch gehen.
Die meisten Tage geht es mir ja sogar gut. Aber die unbestimmte Angst in mir, genau so werden wie ich es nie sein wollte. Das es jetzt vorbei ist mit den goldenen Zeiten. Das ich nichts mehr ändern kann, als wäre die Zeit abgelaufen und ich bin so wie ich bin. Als könnte ich nicht aus mir selbst heraus. Ich will gerne anders sein. In so vielen Punkten, auch abseits meiner Sexualität und dessen, was dort oben noch steht.
Ich habe soviele, emanzipierende Schritte getan in letzter Zeit. Meinem Vater gesagt, dass ich ihn nie wieder sehen will. Nach 22 Jahren. Und noch immer weiß ich nicht, ob ich mir trauen kann, dass das eine gute Entscheidung war. Und klar sagt mit mein Verstand, dass es das war. Aber manchmal habe ich ein Bauchgefühl und das würde ich gerne erforschen, aber ich kann das hier nicht. Ich kann nicht in diesem Raum sitzen, in dem schon so viele Emotionen zu all den Themen in mir gefühlt wurden und so viele Wörter gesagt. Ich brauche was neutrales um wieder zu mir zu finden. Um überhaupt zu wissen wer ich bin. Wohin ich will. Was mich ausmacht. Ich bin so verwirrt. Weil alles in mir in den letzten Jahren nach und nach auf den Kopf gestellt wurde. Und der Zeil in mir, der noch so ist wie ich im Winter 2013 weiß, dass das gut ist. Und eine Chance die ich nutzen muss. Eine Chance, doch noch zu dem zu werden der ich will.
Ich fühle mich so unendlich rastlos. So beklemmend im Magen. So bedrückend im Herz. Und ich weiß einfach nicht wohin damit. Wohin mit all dem. Ich will Hilfe, dass irgendjemand kommt und mich in den Arm nimmt. Mir sagt, ich brauch mich nicht schuldig fühlen. Jemand der mir sagt, dass ich nicht verrückt bin und das alles nur aus meiner Sicht Sinn macht und ich nicht einfach ein hoffnungsloser Psychopath bin, der egozentrisch und manipulativ versucht, sich und andere zu verarschen und ein völlig kaputtes Bild von dem hat, was um ihn herum passiert. Ich will das dieser jemand mit sagt, dass man alles schafft. Und für alles einen Weg findet. Ich will das mich zumindest irgendwer versteht. Ich will das ich nicht mehr das Gefühl habe, ich muss das alleine mit mir rumtragen. Ich will nicht das Gefühl haben, den Menschen um mich herum eine Last zu sein. Und mich versteht. Der mir sagt, dass ich keine Angst haben muss wenn ich irgendwem all das erzähle, dass alles kaputt geht. Und ich ganz alleine bin. Wegen Dingen, die mich mich selbst nicht leiden lassen. Die dafür sorgen das ich, wenn ich in den Spiegel schaue, nur noch ein hässliches Gesicht zu einem noch hässlicheren Charakter sehe.
Ich will doch nur das sich dieser Druck löst. Bevor er mich zerdrückt.
Samstag, 14. Mai 2016
Weißes Rauschen
Das ist ernster gemeint als es klingt. Ich bin in mancher Beziehung wirklich krank, psychisch. Ich weiß nicht, inwiefern, sicher könnte man das diagnostizieren, aber ich ich weiß nicht ob da ein Ödipuskomplex oder Borderlinesyndrom bei raus kommt, oder wieder etwas ganz anderes. ich traue der Psychologie ohnehin nicht. Die wahren Mechanismen kann man nur selbst wissen und grundsätzlich ist jede Depression auch unterschiedlich. Psychologie ist immer nur "das Problem eingrenzen" und nie das Problem beheben.
Außerdem bin ich es Leid, Dingen Namen geben zu müssen. Ich bin an einem Punkt der Selbstakzeptanz, aber vielleicht auch Gleichgültigkeit angelangt, die es mir erlaubt, mir absolut null Gedanken zu machen über meine Emotionen. Ich nehme sie einfach hin und akzeptiere sie als Teil von mir. Wenn mich etwas verletzt oder traurig macht, dann wehre ich mich nicht gegen wie auch immer geartete, darin begründete, schlechte Laune. Es ist Ausdruck meiner Persönlichkeit das mir das wehtut und ich wehre mich nicht gegen mich selbst. Ich versuche die Ursachen ausfindig zu machen, aber selbst das gelingt nicht immer.
So auch zu diesem Zeitpunkt. Meine Liebe ist weit von mir entfernt, und je größerer der physische Abstand zwischen uns desto schlechter geht es mir. Und es geht mir wirklich, wirklich schlecht.
Es ist für mich selbst erschreckend, wie sehr ich mich gehen lasse, aber ich hab auch nicht die Kraft mich dagegen zu wehren. Es bleibt also nur zu hoffen, dass sie schnell wiederkehrt.
Jetzt werde ich mich zur Nacht betten, ich arbeite derzeit als Putzkraft, und das von Montag bis Samstags. Ich stehe um halb 5 auf, was anstrengend ist, aber es ist ein gutes Gefühl, wenn man weiß, man kann sich nicht mehr ganz so viel vorwerfen lassen.
Donnerstag, 21. April 2016
Lange ist es her
Ich habe seit Juni 2014 mit meinem besten Freund Bernd in einer Wohnung gewohnt, hab kurz darauf eine Frau kennengelernt, mit der ich nun verheiratet bin. Dieser Sommer 2014 war der wohl goldenste meines Lebens. Ein Hochgefühl durchströmte mich als könnte mich nichts auf der Welt mehr aufhalten. Als würde alles nur noch aufwärts gehen, also könnte nichts mehr schief gehen. Ich war der König der Welt.
Mittlerweile hat sich alles ein wenig verändert. Meine Frau und ich sind ausgezogen aus der Wohnung mit Bernd, denn wir hatten massive Schimmelschäden.
Wir wohnen nun woanders, haben keinen Kontakt mehr zu ihm.
Ich bin psychisch in all der Zeit immer mal wieder weit abgekackt, ich hatte ganze Nervenzusammenbrüche, denn generell wird das Leben immer anstrengender. Ich habe vieles vergessen von dem was Drogen mir beibrachten. Ich war seit über einem Jahr auf keiner Goa. Und das schmerzt mir, es schmerzt mir unglaublich.
Im Oktober hatte ich einen Nervenzusammenbruch, der mich fast in die Klapse beförderte. Zwischenzeitlich geht es mir psychisch nicht besser, seitdem hatte ich noch 3 weitere Gelegenheiten, die ähnliches ausgelöst haben.
Jetzt wohnen wir in einer neuen Wohnung. Eine Wohnung, von der ich keine Ahnung habe wie man sie bezahlen soll, denn auf der Arbeit läuft es auch scheiße. Ich bin auch verschuldet, und befürchte bald Post vom Finanzamt.
Es ist seltsam, denn wenn ich so nachdenke, ist mein Leben genauso kaputt und zerrüttet wie vor meiner ersten Goa.
Das schlimme sind die Metagedanken. Zum Beispiel, dass ich mittlerweile glaube das ich meine Beziehungen grundsätzlich falsch führe. Das ich zu wenig auf mich und meine Bedürfnisse poche. Sonst würde ich ja einfach auf Goa gehen. Vielleicht, so war schon einer meiner kruden Gedankengänge, ist ja gerade die Tatsache das ich eine Beziehung führe Schuld an meiner Depression, da ich auch letztes Mal als ich in einer Beziehung war, depressiv wurde. Bin ich vielleicht ein chronischer Einzelgänger? Zumal ich sexuell sehr angetan von Personen aus meinem näheren Umfeld bin, mit denen ich auch einige Sachen bereits auslebte. Und da diese Erfahrungen eine große, sexuelle Entwicklung bei mir einläuteten, quasi meine sexuelle Emanzipation, die mir auch half, mich selber besser kennen zu lernen, bin ich manchmal ein wenig.. ich will nicht sagen traurig, eher wehmütig, dass ich mir durch eigene Dummheit die Möglichkeit dazu wohl weitgehend genommen habe.
Ich bin einfach an einem Punkt angekommen, an dem ich nicht mehr weiter weiß. Ich stehe vor einem tiefen schwarzen Abgrund, einzig der Gedanke an Vergangene Tage und vorallem vergangene Goas hält mich am Leben.
Es stört mich schon ungemein, dass meine Ehefrau NIE gesund ist. Es vergeht kein Tag, ohne das ich von Blasenbeschwerden, von Übelkeit, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, lange Zeit Zahnschmerzen oder sonstigen Problemen höre, ohne das sie auch nur Anstalten macht, irgendwas daran zu ändern.
Allein wenn ich schon ihr "Ich bin erschöpft" höre, weiß ich, was bevor steht. Sie ist in gewisser Weise quengelig bis bockig, hat die ganze Zeit einen Blick drauf, als würde sie einem etwas übel nehmen und jeder Fußweg ist zu weit. Es ist unmöglich, dann noch irgendwas mit ihr anzufangen. Diese Tatsache an sich wäre ja gar nicht so schlimm, das eigentliche Schlimme ist halt das Gesamtpaket. Ich kann ihr dann einfach nicht mehr die Zuneigung entgegen bringen, die sie zweifellos verdient hat, denn auch wenn das hier anders klingen mag, ich liebe diese Frau mehr als mich, mehr als alles was ich je gesehen habe. Sie ist ein untrennbarer Teil von mir. Aber wenn ich selbst mehr als genug Probleme habe, und sie von ihren jammert, vor allem den Gesundheitlichen, aber es nicht für nötig erachtet, etwas dagegen zu tun, während ich selbst mich davor hüte, ihr irgendwas zu sagen was in mir vorgeht, weil man glauben muss, sie kriegt sonst wieder eine Panikattacke, da muss ich mich manchmal zusammenreißen um sie nicht anzuherrschen und aufzufordern, sie möge halt endlich ihren Arsch zum Telefon bewegen und den Arzt anrufen.
Ich bin es einfach Leid, vor allem in letzter Zeit, wo ich merke, dass sie eigentlich eine erwachsene Frau sein sollte. Aber das ist sie nicht, während bei mir endlich der lang ersehnte Reifeprozess einsetzt, zumindest in manchen Bereichen. Diese frustrierende Situation bremst aber meine kompletten Versuche irgendwie mit der Welt zurechtzukommen im Vorfeld aus.
Ich fühle mich einfach unendlich müde und will endlich aufwachen und feststellen, dass es noch November 2013 ist und ich nur einen sehr seltsamen, dichten Traum auf meinem Sofa geträumt habe.
Innerhalb dieses Zeitraums hab ich alles bekommen, und alles verloren. Fast so, als wäre das schon mein Leben gewesen.
Montag, 6. April 2015
Just watching the wheels go round and round
Was hat sich bloß geändert in meinen Kopf? Ich hab wieder völlig vergessen wer ich war. Das bedeutet auch, dass sich nicht die Umstände geändert haben, mit denen ich zu kämpfen habe, soll heißen, das Leben ist nicht schwerer geworden, ich habe nur vergessen, was ich schon wusste um damit klar zu kommen.
Ich muss auf den Weg zurück auf dem ich war, die Frage die sich stellt ist jedoch, was genau brauche ich dazu?
Ruhe und Zeit sicher nicht, ich hatte genug Ruhe über den Winter und seit dem ist es erst so richtig schlimm geworden.
Vielleicht brauche ich Konzentration. Konzentration auf mich und die Dinge die ich eigentlich gelernt habe. Weniger Ablenkung, mehr Konfrontation. Aufhören Dinge aus dem Weg zu gehen. Ich muss mich ihnen stellen und entweder mich über meine Siege freuen oder meine Niederlagen eingestehen und an ihnen wachsen.
Verlieren gehört dazu. Verlieren ist menschlich und ist verschmerzbar. Aber nicht zu kämpfen bedeutet Ungewissheit, Ungewissheit erzeugt Furcht und Furcht lähmt einen. Sowohl körperlich als auch im Kopf.
Das Leben ist nichts als eine Illusion, nichts als eine Projektion auf weiße Wände gezeichnet, so wie Optics auf Rauhfasertapete. Man bekommt immer das, was man erwartet.
Diese Welt, dieser Ort, jener Planet auf dem wir hier leben, ist ein wunderschöner Ort, doch von überall schlägt uns furchtbare Hässlichkeit entgegen, Hässlichkeit, von Menschen gemacht. Alles, was uns das Leben schwer macht, ist aus Menschlichem Kopfe erdacht.
Aber all das schöne, die Musik, die Sprache, das Lachen, all das ist auch von Menschen gemacht. Ich kann nicht vor ihnen fliehen, ich kann nicht zurückschrecken. Ich kann nicht die Schönheit der Menschen in Anspruch nehmen wollen, wenn ich nicht auch ihre hässlichen Seiten ertrage. Alles ist eine Einheit, alles ist Schwarz und weiß zugleich.
Wenn ich Ja sage zu der Schönheit der Menschen, muss ich es aushalten, in ihre allerfinstersten Abgründe zu schauen.
Und der Unterschied zu meinem früheren Ich ist, dass ich sie trotzdem lieben kann.
Auf meinem letzten Trip hatte ich Angst. Schreckliche Angst davor, was mit mir passiert, wenn ich wegdrifte, jenseits aus dieser Welt und mich meinen Dämonen stellen muss. So klammerte ich mich an Gesellschaft, versuchte so klar wie es geht zu bleiben. Doch irgendwann schliefen alle und ich war allein. Und ich fürchtete mich, so sehr. Doch dann begriff ich, dass es egal ist. Was sollte mir passieren, was sollte schon noch kommen? Es würde seinen Sinn haben. Einen kurzen Moment lang flackerte mein altes Ich wieder auf. Ich ließ mich fallen, fest entschlossen den Dingen die da kommen zu trotzen.
Ich fiel zurück in das Vertrauen an die Vibes, die Energien, an die Schwingungen. Und just in dieser Sekunde setzte das Lied ein, auf das ich den gesamten Abend wartete. Mein Lieblingslied, der Berg. Ich entdeckte neue Töne in ihm, obwohl ich ihn seit Jahren beinahe jeden Tag höre. Und ich weinte, weinte vor Glück das meine Angst abgefallen war.
Ich weiß nicht, ob ich diese Angst noch immer losgelassen habe, aber ich werde diese Frage erforschen. Ich weiß aber jetzt, dass ich dieses Vertrauen auch in die Realität haben muss. Ich muss mich wieder auf mich sensibilisieren, mich auf Vibes und Energien konzentrieren. Ich brauche Konzentration und Fortschritt.
Fortschritt.
Und das obwohl ich all die Monate dachte, dass genau das ist, was mir das Leben schwer macht. Dabei war es die von mir induzierte, ja gewollte Stagnation, die mich träge machte, lustlos.
Am besten ging es mir doch immer, wenn ich irgendein Ziel hatte. Mittlerweile sind die Zeiträume zwischen den Zielen, die ich erreichen muss nur geringer.
Das momentane Ziel wäre es allerdings, zu erreichen, Ziele nicht mehr als Zwang wahrzunehmen. Dass ich sie tun muss. Sondern das ich sie tun will, um zu überleben. Um zu leben, wohl eher.
Und allein das ich all das erkannt habe ist schon ein Fortschritt. Jetzt brauche ich nur einen Plan, was genau ich tue und wie ich all das anfange,
Sonntag, 5. April 2015
Leer
Dabei weiß ich gar nicht, was ich schreiben soll. Es gibt so vieles.So vieles ist passiert. Mein Kopf ist völlig zugemüllt.
Ich bin verheiratet, an den wundervollsten Menschen, den ich auf dieser Welt je getroffen habe. Ein Mensch, der so ist wie ich. Genauso ein Träumer, genauso kaputt, genauso verloren in der Welt wie ich. Ein Teil von mir.
Ich habe allen Grund glücklich zu sein. Aber bin ich es?
Noch nie fiel es mir so schwer, diese Frage zu beantworten. Und nein, nicht einmal Drogen helfen in dieser Angelegenheit noch weiter.
Vor einem Jahr war ich glücklich. Das weiß ich. Doch obwohl seitdem mein Leben nicht schlechter wurde, bin ich weniger glücklich. Die Sorgen der Erwachsenenwelt halten Einzug in mein Leben.
Geld verdienen, Miete zahlen, Krankenversicherung. Tausend Dinge, die man nicht erledigen will, aber muss. Schulden, die sich auftürmen, Dinge, die man nicht tun kann. Ich war seit August nicht mehr auf Goa. Ich vermisse meinen Optimismus des letzten Jahres. Im August 2014 war ich oben angekommen. Ich hatte alles was ich je wollte, jetzt hab ich auch alles, was ich nie wollte.
Ich finde noch immer keinen Weg, in der Erwachsenenwelt klar zu kommen, in der Realität klar zu kommen. Denn ich merke, dass je mehr ich auf diese Dinge konzentriere, mein Ich, meine Träume und Wünsche in immer weitere Ferne rücken. Meine Selbstverwirklichung und vor allem meine Selbsterfahrung leiden darunter. Ich handle dauernd so, dass mein Inneres immer lauter NEIN! schreit.
Aber ich mache einfach weiter, und das saugt mir nach und nach jede Lust, jeden Willen etwas zu tun und jedes Glück aus.
Deswegen habe ich in letzter Zeit wieder Angst zu schlafen. Denn das bringt den nächsten Tag noch näher. Ein neuer Tag voller Dinge, mit denen ich mich nicht befassen will.
Der Winter tat sein übriges. Das bleigraue, nasskalte Wetter und die ständige Finsternis ließen mich wieder spüren, wie froh ich sein konnte, damals den Depressionen entkommen zu sein. Und heute kann ich mir nicht mal sicher sein, keine zu haben.
Selbst nüchtern, was ich in letzter Zeit immer öfter bin, da Gras Luxus ist, bin ich mir nicht sicher was in mir los ist. Wäre meine Frau nicht, würde ich entweder auf alles scheißen oder mich umbringen. Und das ohne Skrupel und ohne Reue. Der Gedanke daran, dass alles zuende sein könnte... Und wieder hält mich nur so wenig in dieser Welt.
Irgendetwas muss sich ändern, ich bin mir nur nicht sicher, was. Im Zweifel ich.
Dienstag, 23. Dezember 2014
Dunst
Alles ist so ambivalent, der schmale Gras zwischen Licht und Dunkelheit. Ich habe vieles gelernt, vieles vergessen, vieles erfahren und viele Gelegenheiten verpasst. Ich habe Niederlagen erlitten.
Nichts ist mehr da vom sanften Dahintreibenlassen, nichts mehr da von spannungsvoller Vorfreude auf das kommende. Es mag am Wetter liegen, an den momentanen, spezifischen Umständen oder meiner Krankheit, aber ich bin müde. Im Moment, und ich weiß das es sich ändern wird, stellt sich das Leben nicht als aufregendes Abenteuer da, sondern als langsam und zäh fließender Strom, in dem ich langsam versacke. Trott.
Aber ich habe mich auch schon lange nicht mehr medikamentös auf Linie gebracht, erst Silvester kehrt Acid zu mir zurück.
Einen Trip hatte ich bisher, und er verlief nicht sehr gut. Und da ich im Moment nichts weiß, weiß ich auch nicht ob ich mich vor dem nächsten Trip fürchte, in gewisser Weise. Ich will nur einmal kurz Ruhe, ein absolutes Innehalten von allem. Kein Fortschritt, kein Ton, keine Unruhe. Ein sanftes, anhaltendes Sein von erfrischender Intensität, das mich aus den Verneblungen des Alltags, die in der Lage selbst zu durchdringen ich noch nicht bin, befreit.
Ich habe mittlerweile einen eigenen kleinen Kater.Er hatte einen schweren Stand, seit seiner Geburt, aber wir haben ihn gepäppelt und nun wächst er jeden Tag. Er ist ein Sonnenschein, auch wenn er für so manchen Nervenzusammenbruch gesorgt hat. Was andererseits mir den Spiegel vorhält.
Ich muss schlafen, denn mein Kopf schmerzt unerbittlich.
Freitag, 6. Juni 2014
Chains
Schwer das genau fest zu machen. Vor allem schwer, weil nicht genau fest zu machen ist, wie weit die Gründe in meine Vergangenheit reichen.
In meiner Kindheit lebte ich in einer von Gewalt genährten Patchworkfamilie, die überhaupt nicht funktionierte. Das Zusammenleben war ein Fiasko und eigentlich litt jeder beteiligter darunter.
Dennoch musste ich den Scheiß 11 Jahre mitmachen. Nach diesen 11 Jahren lebte ich dann erst mal wieder bei meiner Mutter. Das Leben wurde besser, aber zugleich auch schlechter. 11 Jahre lang wollte ich Kontakt zu meiner Mutter, den ich jetzt, aufgrund einiger Dinge, die ich gar nicht ausführen möchte, dennoch nicht ganz bekam. Aber ich hatte wesentlich mehr Freiheiten, so dass ich erstmals in meinem Leben begann, eine Persönlichkeit zu entwickeln. Dennoch hatte ich den Terror der vergangenen Jahre nie verarbeitet. Ich dümpelte daher irgendwo zwischen verletzten, traurigen und pubertären Jugendlichen und einem manischen Soziopathen herum. Ich war gerne alleine, gerne für mich und konnte damals schon nicht viel mit anderen Leuten und der Welt in der wir leben anfangen. Ich war dennoch kein Sonderling, kein Außenseiter, was an meiner damals sehr sarkastischen und zynischen Art lag. Und daran, dass ich in meiner Bösartigkeit auch keinen Respekt vor Autoritätspersonen besaß, was mir zumindest in der Schule immer Ruhe verschaffte. Niemand drosch auf mich ein, aber ich war eben so gut wie alleine, was ich begrüßte.
Ich bekam eine Freundin und mein Leben besserte sich, ja wirklich. Sie gab mir all das, was mir all die Jahre fehlte.
Aber irgendwie wurde ich unglücklich, weil ich wusste, dass diese Zeit vorbei gehen würde, dass wir erwachsen werden würden und das ich nicht bereit dazu war. So wurde aus mir ein fürchterlicher Misanthrop, der seine Vergangenheit und all die damit verbundenen Ängste, Zwänge und Emotionen zu seinem Lebensinhalt machte, um sie zu verarbeiten bevor es zu spät ist. Um endlich erwachsen werden zu können. Das stürzte mich jedoch in eine tiefe Depression, ich nahm Medikamente und besuchte Kliniken, ich arbeitete an mir, doch die Beziehung zerbrach.
Jetzt sind wir 8 Monate vor meinem ersten Konsum. Ich denke, all die Erfahrungen in meinem Leben, die ich bis zu diesem Punkt gemacht habe, sind durchaus richtungsweisend gewesen, doch der wirkliche Ausschlag für einen Drogenkonsum meinerseits war damals die Trennung. Ich stand vor dem nichts, hatte nichts zu verlieren und alles zu gewinnen. Ich ertrank Monatelang in meiner Trauer. Klar, ich suchte mir eine neue Beziehung, die durchaus auch durch den Drogenkonsum nicht so verlief wie sie es hätte sollen. Jedenfalls endete auch diese nach drei Monaten, kurz nach meinem Erstkonsum. Mein Leben zum Zeitpunkt meines Erstkonsums sah also durchaus nicht so übel aus, wie man annehmen würde, ich hatte eine Freundin... Dazu sollte ich sagen, Beziehungen sind für mich sehr wertvolle Dinge, ich gehe sie eigentlich nicht leichtfertig ein, denn eine Beziehung heißt für mich ein Teil seines selbst für jemand anderen auszugeben. Doch diese Beziehung war, so muss ich nachblickend sagen, hauptsächlich dafür gedacht, mich aus dem Sumpf zu ziehen. Doch schon vor meinem Konsum zeichnete sich ab, dass das nicht klappen würde, aus Gründen, die zu offensichtlich sind um sie hier auszuwalzen.
Ich nahm Drogen und war fortan so sehr mit mir beschäftigt, dass die Beziehung einfach scheitern musste, was sie auch tat. Als sie vorbei war, lag ich irgendwo in einem Wald, völlig entrückt von der Realität, was genug über die Veränderungen aussagt, die ich gemacht habe.
Was war also der eigentliche Grund? Was hat mich dazu getrieben? Verzweiflung, dank Ermangelung von anderen Ideen. Ausweglosigkeit. Ich hatte keine weiteren Ideen mehr, was ich mit meinem Leben anstellen soll. Ich hatte die Möglichkeit weiter vorwärts und rückwärts im Sumpf zu fahren, oder endlich aus dem Schlamm herauszukriechen. Es hätte schief gehen können, klar. Nicht vieles, aber angenommen ich wäre etwas dümmer als ich bin hätte es zu Süchten und anderen, schlimmeren Dingen kommen können. Ich hätte Abstürzen können. Aber ich hätte auch so weiterleben können wie zuvor, und dann hätte ich irgendwann einen Strick genommen.
Jetzt aber geht es mir gut. Die Drogen haben mir geholfen. So absurd es ist, aber die Drogen haben mein Leben lebenswert gemacht. Vielleicht haben sie andere Dinge, andere Bindungen und vor allem den Blick mancher Menschen auf mich verändert und zerstört, vielleicht machen sie auch noch Dinge kaputt. Aber dann, wenn sie das tun, werd ich hoffentlich erkennen können, dass sie es tun und Gegenmaßnahmen ergreifen.
Überhaupt... Irgendwann werde ich mit dem Konsum aufhören. Eines Tages wird der Tag kommen, an dem ich vom Acid nichts lerne, ich auch ohne Emma verklatscht bin, meine Fantasie Pilze ersetzt, und ich auch ohne Gras ein Gemüt wie ein Bär im Winterschlaf habe. Das wäre eine Voraussetzung.
Ich würde auch für ein Mädchen aufhören. Für das Mädchen. Das Mädchen, dass nicht von mir verlangt, aufzuhören, wenn sie selbst keine nimmt. Ich will ein Mädchen, dass Drogen als Teil meines Lebens akzeptiert, diese Drogen mit mir erlebt und wir zusammen mit ihnen aufhören. Das Mädchen, dass es schafft, für mich Drogen zu nehmen und mit mir aufhört, zeitgleich aber auch das Mädchen ist, dass die selben Bilder sieht wie ich, wenn ich Musik höre, dass die selben Träume hat... Für dieses Mädchen würde ich aufhören.
Ob das jemals passiert, das weiß ich nicht. Aber eine Partnerin, die keine Drogen nimmt und mich nicht mit ihnen akzeptiert ist keine Basis für mich und wird es niemals sein.