10.04.2019 – 03:06
Ich weiß nicht mehr wo mir der Kopf steht. Ich habe so
viele Szenarien vor Augen – wie ich das Haus niederbrenne, mit allen darin, und
mit dem Hund ein Neues Leben irgendwie weit weg beginne. Wie ich mich erhänge.
Entweder den Bahndamm runter bis da wo die Apfelbäume stehen und Richtung
Fuchsort an einen der Bäume. Oder die Leine um den Wasserhahn in der Dusche und
oben rüber. Dicht über dem Boden, langsam zu Tode stranguliert.
Wie ich sie alle töte, wie ich mit Machete, Axt, Pistole
und Schrotflinte auf ihre Arbeit stürme. Sie alle töte, sie alle. Ihre
Körperteile mit Hiebwaffen abtrennen. Das dumpfe, satte „Klack“ der Machete,
die in ihren Schädel eindringt. Ihre Leichen verbrennen, und ihren Geruch für
immer in meiner Nase einbrennen. Wie ich danach nach B. fahre, Marschmusik
hörend, auf meinem Rachefeldzug gen Freiheit. Ihre Schule stürme, alle
niederschieße. Jeden. Weiter nach S., diese Hure ausfindig machen und bei
lebendigem Leibe verbrennen. Zurück in die Heimat, denn sie wissen, dass ich
komme. Bei der Jagd auf meine Eltern sterben, erschossen werden und soviele
mitnehmen wie es geht. Das endgültige, letzte Aufbäumen einer Seele, die genug
hat von diesem Bullshit.
In ihre feiste Fressen schießen, ihr Blut an meinen
Händen. Es genüsslich ablecken und die Genugtuung fühlen, einmal, einmal im
Leben das getan zu haben, was man in der Kindheit immer geträumt hat. Das Leben
aus den Augen schwinden zu sehen, von jedem dreckigen Wichser der mir je
Schmerz bereitet hat. Sie alle auslöschen, einen nach den anderen. Und mit
jedem Toten glücklicher werden. Immer wieder auf ihre toten Körper einstechen,
damit es nichts mehr gibt, was man beerdigen könnte.
Ihre Namen von immer von dieser Erde tilgen. Es könnte
alles so einfach sein, so simpel. Alle ausradieren, selbst draufgehen, was
kümmert einen, was danach kommt. Einmal im Leben einen Namen machen. Allen
zeigen, dass sie es zu weit getrieben haben.
Ich hasse dieses Leben. Das mir mein Leben lang immer nur
Beine gestellt hat, Schmerz und Kummer bereitet, ein ums andere Mal enttäuscht.
Das mich von Beginn an immer nur gequält hat, das mich immer nur verletzt hat.
Das fast nie schön war, immer nur eine Belastungsprobe, ein Krieg mit mir, der
Welt, den Umständen, den Menschen um mich herum. Ich will nichts als Liebe,
bedingungslose Liebe. Liebe, die nicht an irgendwelche Voraussetzungen geknüpft
ist. Das, was meine Eltern mir hätten geben müssen, das will ich.
Mein einziger, mir ewig bleibender Triumph ist, dass ich
sie überleben werde. Das ich ihre Grabsteine mit einem Hammer zerschlagen kann,
auf ihre Gräber pissen und ihre Asche im Klo runterspülen. Das ich in ihre
toten Gesichter lachen kann: Ihr seid tot und ich lebe noch. Ihr verrottet in
der Erde und habt alles dafür getan, dass ich es auch tue. Ihr habt versagt,
wie ihr immer schon versagt habt. Niederträchtiges Pack, nicht wert, den Dreck
unter meinen Absätzen zu lecken. Verrotten sollen sie, vergessen werden.
Ich will nur Frieden. Keine Psychoscheiße mehr, keine
Entscheidungen mehr. Ich will Frieden, tun können was ich will und dafür
geliebt werden. Nicht abgelehnt, keinen Ärger auf mich ziehen.
Ich dachte immer mein größtes Bedürfnis ist das nach
Liebe. Doch vielleicht ist es auch das Bedürfnis nach freier Entfaltung,
endlich mein Leben selbst zu bestimmen. Der Grund, warum ich so viele Dinge
kategorisch ablehne, die mir aufgezwungen wurden, seit frühster Kindheit an.
Ich will niemals mehr das Gefühl haben, durch andere meine Entscheidungen
aufgezwungen bekommen zu haben.
Ich will ihre Gesichter mit meiner bloßen Faust
zertrümmern. Ihr Blut schmecken und das Eisen in der Luft riechen.
Ich bin so voller Hass, doch ausnahmsweise – es mag am
Alkohol liegen – nicht auf mich. Sondern auf die Menschen, die mich so verkorkst
haben, die Menschen, die es nicht erkannt haben, die Menschen, die mir nicht
geholfen haben. Die, die Schuld daran sind, dass ich diese ganze Scheiße mit
mir selbst überhaupt ausmachen muss – dass ich an mir arbeiten muss, dass ich
ständig wachsam sein muss. Ich bin voller Wut, Wut auf mich, weil ich so lange
brauche um die von meinen hassenden Eltern eingeimpften Gedanken zu erkennen.
Ich weiß, dass alles weniger schlimm wäre, das alles
besser wäre, würde es M. besser gehen. Wenn ich wüsste, alles kommt in
Ordnung. Das wird es nicht, nicht so bald. Und so lange tobt der Sturm in mir,
mit Wolken aus kohlrabenschwarzen Blut, Blitzen aus Feuer und nichts als
Zerstörung bringend.
Und weil ich mich töten müsste, würde, sollte, wenn ich
die vollständige Schuld mir auf die Schultern lege, zumindest in meiner
augenblicklichen Situation, konzentriere ich meinen Hass auf all die anderen.
Warum konnten sie sich nicht alle raushalten? Aus unserem
Leben? Alles war gut, wir hatten unsere Probleme, aber das hätten wir
geschafft. Warum muss dieser Hurensohn auftauchen? Warum muss sie gerade dann,
wenn ich abkacke, über sich hinauswachsen? Warum muss sie mir immer das Gefühl
geben, ungewollt, dass ich hinten anstehe? Das ich ihr nicht mehr geben kann
was sie braucht? Alle Zeichen waren eindeutig.
Das einzige, was hilft ist Vertrauen. Und ich weiß nicht,
wo ich das hernehmen soll, dass Gefäß, wo das drin ist, ist ohnehin leer, schon
lange, schon immer.
Warum mussten unsere Ansprüche wachsen? Hätten wir nicht
anders glücklich werden können? Warum musste alles so aus den Fugen geraten,
warum nur?
Ich verliere langsam den Verstand. Das Warten macht mich
krank, dass warten drauf, dass etwas passiert, von dem man nicht weiß wann, ob
und wie es passiert. Ob es überhaupt eine Rettung gibt, wenn M. zu sich
kommt, WENN sie zu sich kommt. Oder ob man sie so zerstört hat, dass sie sich
ewig nicht erholt.
Sollte ich mich einfach umbringen? Ich habe nichts mehr
beizutragen in dieser Welt, ich bin ein einziger Fehler und zerstöre das
Einzige, dass mir überhaupt je wichtig war. Die Einzige, der ich je wichtig
war. Ich bringe nur Chaos in diese Welt und in mir herrscht nur Dunkelheit. Ich
hasse das Leben, dieses Leben in diesem Augenblick, mit jeder Faser meines
Körpers mehr und mehr.
Wenn dies kein Ende findet, dann werde ich ihm ein Ende setzen. Entweder werde ich ein Held oder ich laufe eben Amok. Dann töte ich jeden, jeden den ich irgendwie kriegen kann.
HASS. WUT. ÄRGER. GRAM. TRAUER. ZORN. VERZWEIFLUNG.
AGONIE. NEID. SCHMERZ.
Dicht und betrunken. Zu lange wach. Extrem müde. Ich
sollte schlafen, aber ich will mich zerstören. Kaputt machen, zermürben,
aufbrauchen, bis ich tot umkippe. Nichts mehr Essen, Trinken.
Hungern tu ich im Moment. Weil mir Gedanke gefällt, dass
ich mich selbst verdaue. Das waren mal deine Worte.