Mittwoch, 26. Februar 2014

Totgekifft und der War on Drugs

Ein Raunen ging durch Deutschland, zwei junge Menschen sind angeblich durch den Konsum von Cannabis gestorben. Ich finde die Aufregung beiderseits - sowohl der Grasgegner als auch deren Befürworter - für völlig unbegründet.
Aus folgenden Gründen:
Die Todesursache muss nicht Cannabis gewesen sein. Es kann nicht ausgeschlossen werden, das ist richtig, aber es gibt keine Hinweise darauf, dass Cannabis den Herzinfarkt ausgelöst hat. Dazu hatten beide Konsumenten eine vorherige Herzerkrankung, von der sie selbst nichts wussten. Dass Cannabis den Puls beschleunigt ist bekannt, und sowas kann im Zusammenspiel einer Vorerkrankung natürlich einen Infarkt auslösen. Insofern hätten die beiden auch beim Sport, dem Konsum von Viagra, einem spannendem Film oder beim Sex sterben können. Dazu kommt, dass beide kein THC, sondern lediglich die Abbauprodukte im Körper hatten, d.h. es lag kein aktueller Konsum vor und die Wirkung des Cannabis hat lange vorher aufgehört.
Nun versteh ich auch nicht, warum dies einer Legalisierung im Weg stehen sollte, selbst wenn die Toten ausschließlich am Cannabis gestorben wären, was die Berliner Charité ja auch bestreitet, die ich persönlich für renommierter halte als die Düsseldorfer Uniklinik, selbst wenn also der Tod durch das Cannabis ausgelöst wurde - wie viele Menschen saufen sich täglich zu Tode? Wie viele sterben an den Spätfolgen des Rauchens? Wie viele sterben an Aspirin, an Erdnussallergien? Statistisch gesehen ist es immer noch wahrscheinlicher, beim Fallen aus dem Bett zu sterben.
Aber bin ich für eine Legalisierung von Gras? Wie es in Colorado zum Beispiel der Fall ist? Ich bin unschlüssig. Cannabis kann in den falschen, zu jungen Händen viel Schaden anrichten. Cannabis kann auch so Schaden anrichten, wie alles andere aber auch, dass man zuviel verwendet. Das Suchtpotenzial von Cannabis kommt, wie wissenschaftlich nachgewiesen wurde, nicht vom Cannabis selbst, sondern vom Tabak, vielmehr dem Nikotin, welches im Tabak enthalten ist. Wenn man also Knaster zum rauchen verwendet, hat man auch keine körperlichen Suchterscheinungen.
Psychische Suchterkrankungen sind da natürlich wahrscheinlicher, aber auch hier gilt wieder, dass man ebenso von Alkohol, Tabak, von Schokolade oder Fingernägelkauen süchtig werden kann. Man kann auch süchtig nach Onlinespielen sein. Wenn wir alles verbieten würden, was eine Abhängigkeit erzeugen könnte, könnten wir auch gleich wieder in Höhlen hausen.
Ich denke also, dass prinzipiell Cannabis keine großen Schäden anrichten kann. Außer eben bei jüngeren, doch auch das Jugendschutzgesetz zieht nicht, da ich selbst persönlich 5 Personen kenne, die noch unter 15 Jahren anfingen zu kiffen. Der Jugendschutz greift also so oder so nicht.
Das Cannabisverbot nutzt daher nur kriminellen Strukturen. Bei einer Legalisierung würde man Dealern die Grundlage entziehen, schädliche Stoffe im Cannabis, wie Blei, Haarspray oder ähnliches, um die Droge zu strecken oder schwerer zu machen, würden durch staatliche Kontrollen verhindert werden und somit das Konsummuster der Konsumenten gesünder gestalten. Dazu kommt außerdem die massiven steuerlichen Einnahmen, die Entkriminalisierung der Konsumenten und verminderte Belastung durch den Steuerzahler, da es wesentlich weniger Verbrechen und Inhaftierungen gäbe.
Dass die ganze Cannabisdebatte ohnehin absurd ist, zeigen viele Beispiele. In Bayern wurde ein Konsument wegen dem Besitz von 0.01g Cannabis vor Gericht gezerrt - Obwohl es die Möglichkeit gibt, das Verfahren bei geringen Mengen, auch unter Auflage einer Geldstrafe bei grenzwertigen Mengen, einzustellen.
Das Cannabis längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, zeigt der Sieg von Georg Wurth, dem Vorsitzenden des deutschen Hanfverbandes, einer Organisation zur Legalisierung von Gras, bei der Millionärswahl.
Cannabis sollte eine ähnliche Behandlung erfahren wie Alkohol. Auch wenn ich Alkohol ebenfalls nur noch in Spirituosenläden verkaufen lassen würde, und Cannabis in dafür zertifizierten Coffeeshops - wovon der erste deutsche ja bald in Berlin eröffnet wird, eben um die Kriminalität einzuschränken.
Jedem wäre damit geholfen, daran besteht kein Zweifel. Auch die Rechtfertigung, warum es bei uns noch verboten sein sollte, aber in Washington, Colorado, den Niederlanden und Urugay nicht, würde ich gerne hören. Sind diese Staaten/Länder etwa einfach nur bescheuert? Ich denke nicht, auch die werden abgewägt haben und zu dem Schluss gekommen sein, dass ein Verbot von Cannabis den selben Effekt hat wie die Alkoholprohibition in den Vereinigten Staaten Anfang des letzten Jahrhunderts. Gewaltige, mafiöse Strukturen, wie auch die Hells Angels und andere Gangs/Banden profitieren vom Schwarzmarkt, machen unversteuert Gewinne und sonst unbescholtene Bürger werden in die Kriminalität gedrängt. Namen wie Al Capone sind nur wegen dieser Prohibition so bekannt und berüchtigt.
Cannabis als Einstiegsdroge konnte bislang wissenschaftlich nicht bestätigt werden, doch auch so könnte man dem durch eine forcierte Drogenaufklärungpolitik im Stil der Drug Scouts Leipzig und anderen Organisationen entgegen wirken. Wenn man die Bevölkerung über ja durchaus gefährliche Drogen, wie MDMA, wie Kokain, Heroin und Konsorten aufklärt, könnten viele davon abgehalten werden, sie zu nehmen.
Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung wäre Pillreportzentren, wo man Tabletten wie Extacy abgeben und auf den MDMA Gehalt testen lassen kann, um sicher zu gehen, keine verunreinigten Stoffe zu bekommen, um die Leute, die konsumieren wollen, wenigstens eine sichere Basis zu liefern. Viele Menschen sind deshalb Drogentote, weil sie gepanschte Ware bekommen haben. Angebote wie Pillchecks und Pillreports, die in anderen Ländern angeboten werden, werden auch genutzt, warum nicht hier?
Ich bin nicht für die Legalisierung anderer Drogen außerhalb von Cannabis. Ich bin für die Entkriminalisierung des Besitzes LSD, da es keine Rechtfertigung gibt, warum LSD verboten ist - Es ist nachweislich körperlich nicht schädlich. Dennoch sollte jeder, der in der Öffentlichkeit damit aufgegriffen wird, bestraft werden, da er dadurch unmittelbar andere Leute gefährdet. Psychedelische Drogen sind nun mal unvorhersehbar, und bei einem Bad Trip/Horrortrip kann man zur Gefahr von sich und anderen werden.
Konsum in der Öffentlichkeit solcher Drogen sollte man daher verbieten. Ebenso den Handel, aber der Besitz einer Droge und der Konsum(wie es ja bereits der Fall ist) sollte erlaubt sein, sofern die Menge gewisse Werte nicht überschreitet. Jemand mit einem Kilo Koks zu Hause dealt damit auch und sollte dementsprechend bestraft werden.

Wenn diese Schritte umgesetzt werden würden, dann würde sich das Gesamtbild des Konsums in Deutschland verändern und vermutlich würde, ähnlich wie in den Niederlanden, zumindest der Konsum von Gras über die Jahre eher zurückgehen. Es würden den kriminellen Strukturen der Boden genommen und die Sicherheit der Konsumenten erhöht.

Klar sind Drogen wie MDMA, Speed, Methadon und die vielen RC's schädlich für den Körper, aber warum sollte man seinen Körper nur mit Alkohol und ähnlichen, breit akzeptierten Drogen kaputt machen dürfen? Ein Mensch sollte selbstbestimmt entscheiden dürfen, was er zu sich nimmt. Ich gehe jede Wette ein, dass durch die Liberalisierung des Drogenkonsums viele Alkoholstraftaten, wie Prügeleien oder Randale zurückgehen würden, da viele anderen Drogen eine empathogene Wirkung haben, keine destruktive. Zudem ist vielfach belegt, dass Alkohol zum Beispiel sehr viel schneller abhängig macht als die meisten anderen Drogen. LSD oder auch MDMA kann man nun mal nur alle paar Wochen konsumieren, da eben sonst die Wirkung ausbleibt, das selbe gilt für Psilos und andere.
Sachen wie Speed oder Koks machen nicht körperlich abhängig, zermürben diesen aber bei übermäßigen Konsum, ohne Zweifel. Viele verändern auch die Persönlichkeit, gerade bei Koks oder schwer abhängig machenden Sachen wie Meth oder Heroin. Da lässt sich auch durchaus ein Zusammenhang herstellen, da durch die Sucht die Beschaffung und die damit verbundenen Risiken schneller in Kauf genommen werden und diese dann eigene Hemmschwellen senken, Stichwort Beschaffungskriminalität.
Das ist natürlich ein Problem, aber gerade deswegen sollten Methadonprogramme und Hilfeangebote für Betroffene ausgeweitet werden, und nicht etwa der Kosument stigmatisiert werden.

Erst vor kurzem titelte eine britische Studie, dass der "War on Drugs" verloren sei, nichts zeigt das klarer als die Zustände in Mexico. Gerade deswegen müssen wir in der Gesellschaft sehr viel offensiver mit diesem Thema umgehen, Drogen entstigmatisieren, Hilfeangebote schaffen, Konsumenten entkirminalisieren und staatliche Ausgabestellen im Stil der Methadonkliniken schaffen, um nicht unsererseits von den Drogen erobert zu werden.
Denn eines darf man nicht vergessen: 10% des Welthandelsvolumens, dass heißt 10% ALLER Güter auf dieser Erde, sind Drogen. Drogen machen ein 10tel von allen auf dieser Erde aus, und dieser Zahl tritt man nicht mit schlichter Prohibition entgegen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen