Samstag, 16. November 2013

Die Albert Hofmann Erfahrung

~Eigentlich fürs Land der Träume geschrieben ~


Bei einem Tripbericht fällt mir immer schwer, einen vernünftigen Anfang zu finden.  Ich kenne es ja von mir selbst, dass sehr lange, sehr aufwändige Tripberichte, vor allem wenn sie „schlecht“ geschrieben sind, einen nicht so mitreißen wie sie sollten, obwohl der Trip doch überaus interessant war.
Der Punkt an dem ich Ansetzen will ist erst mal die eigentliche Situation. Mein Freund, nennen wir ihn Bernd und ich, wir sind zusammen in die Drogenszene eingestiegen. Wir sind Goaraner, die neuzeitlichen Hippienachkommen. Zu dem Zeitpunkt unseres Einstiegs wussten wir nichts von diesem Hippieflair, und jetzt bin ich selbst ein Dreadhead geworden, der von positive Vibriations und Energie faselt. Mit einem Augenzwinkern, natürlich.
Das ist wichtig zu wissen, da sich diese Vorinformation durchaus auch in meinem Triperlebnis niederschlägt.
Nun, vor einiger Zeit fingen wir an mit LSD zu trippen, nachdem wir vorher ausschließlich auf Pilzen und MDMA unterwegs waren. Einen Bericht über meine erste Erfahrung mit LSD findet ihr auch über mein Benutzerprofil, allerdings ist dieser Bericht eher mäßig gut, ich konnte damals einfach nicht die Fülle an Eindrücken verarbeiten.

Seit diesem ersten Konsum steigerten wir die eingenommene Dosis immer weiter. Zuletzt überschritten wir die 200µg Marke und nun machten wir uns unseren eigenen Bicycle-Day.  250µg, die Menge, mit der Albert Hofmann am 19.April 1943 die Wirkung der Droge entdeckt hat, die mein Leben auf eine Art und Weise grundlegend verändert hat, die einen Langzeitbericht rechtfertigen würde. Dieses Ziel werde ich wohl auch anstreben. Die Ergebnisse dieses Fahrradtages mit meinem Freund Bernd, einer Menge Gras, guter Musik und viel Lachen lest ihr jetzt.

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Zunächst mal, das SETTING
Das Ganze fand bei Bernd zuhause statt. Er lebt noch bei seiner Mutter, in einem recht großen Haus, er hat aber das komplette Dachgeschoss inklusive einer Küche und Bad für sich. Das ganze spielte sich ab in einer Gegend, in der ich aufwuchs, und mit der ich einige schöne Erinnerungen verknüpfe, aber auch einige sehr, sehr schlechte.
Einige Straßen weiter liegt eine kleine Kirche, keine Altbaukirche mit einem richtigen Turm, sondern eine von diesen Neumodischen, die aussehen als hätte sie ein Architekturstudent entworfen. Auch dort wird sich ein Teil der Geschichte abspielen.
In dem eigentlichen Hauptraum befand ich Bernds Fernseher. Wir ließen den Laptop über den Fernseher laufen und hatten somit 2 Bildschirme, auf denen dasselbe zu sehen war. Um die Optics zu stimulieren schauten wir uns allerlei Kram im Internet an, wie Kaleidoskope oder Zoom Worlds, gefunden in einem Thread hier im Land der Träume.
Außerdem hatten wir als Triptoys Farbbälle, die eigentlich Weiß sind, aber von innen heraus beleuchtet werden und zufällig ihre Farbe ändern. Vielleicht mag der ein oder andere sie von Ikea kennen. Lachgas konnte ich leider nicht auftreiben, was mir im Chat vom LdT ja vorgeschlagen wurde, aber das wird beim nächsten Mal angepeilt.
Ich hatte eine Art Luftbett, auf dem ich mein Lager aufschlug. Keine einfache Luftmatratze, sondern ein richtiges, sich sogar selbst aufblasendes Bett, überaus komfortabel und so hoch wie ein normales Bett.
Auch diese Information ist wichtig, da das Luftbett eine überaus wichtige Rolle für mich spielte.

Einzig wichtig zu wissen ist noch, dass wir bisher nur auf Goa konsumiert haben, wir es aber diesmal entschieden nicht getan haben. Die 200µg Grenze war schon hart zu verkraften auf Goa und auch eine körperlich sehr anstrengende Erfahrung, die man nicht ohne weiteres mit einer noch höheren Ladung wegsteckt.
Also der erste „Hometrip“.

Jetzt folgt das SET
Bis kurz vorher stand nicht fest, ob das ganze überhaupt stattfinden kann, da Bernd eventuell hätte arbeiten müssen. Aber alle Befürchtungen zerschlugen sich und ich freute mich sehr auf den Trip. Ich war aber auch ein wenig besorgt, da 250µg ohne Zweifel eine krasse Dosis sind. Ich bin mir ja durchaus bewusst, dass Alice eine überaus mächtige und Besitzergreifende junge Dame ist, die, wenn es so weit ist, auch nicht mehr loslässt. Den Gefahren war ich mir also bewusst, und daher hatte ich keine Angst, aber Respekt vor und für den kleinen Zuckerwürfel, der so unschuldig auf meiner Hand lag.

Damit zum Ablauf. Wir begannen um 10 ca. uns in der Wohnung von Bernd einzurichten. Nachdem Rechner aufgebaut war und das Bett stand, wollten wir erst noch eine Tüte rauchen. Den Rest des Abends würden wir dann weiter mit meiner Pfeife rauchen, da drehen vermutlich nicht in unserer Macht stehen würde.
Nachdem wir vom Gras angeheitert waren und damit schon weniger ehrfürchtig, wählten wir unsere Würfel und der Spaß konnte beginnen. Ich lutschte relativ lange auf meinem herum, während Bernd seinen schnell zerkaute und runterspülte.
Wann genau die Wirkung einsetzte, das kann ich gar nicht beurteilen. Ich kenne die Wirkung von Acid mittlerweile recht gut. Die Körperlichen Zeichen habe ich daher schnell und gut erkannt. Ein warmes Gefühl schien von meinen Knochen aus durch mein Fleisch zu wandern. Alles, aber auch alles, fühlte sich absolut weich an. Mir wurde warm, aber ich schwitzte nicht, sondern es war eine wohlige, heimelige Wärme. Ich rollte mich unter meiner Decke zusammen und grinste in mich hinein, während ich fühlte, dass da etwas Großes auf mich zukommt.
Wenn ich LSD nehme, dann spüre ich meist einfach ein Ziehen in der Magengegend und im Kopf, als würde gleich eine riesige, bunte Welle voller Klänge, Farben, Geschmäcker, Gefühle und Gerüche auf mich niedergehen.
Es kam mir vor, als würde sich mein Körper sich öffnen, für Sinneseindrücke, die er anders nicht hat.

Ein kleiner Exkurs in meine, man kann schon fast sagen, Lebensphilosophie, wäre an dieser Stelle angebracht.
Man kann diese Stelle gerne überspringen, wenn einem mein verdammten Hippiegesabbel auf den Geist geht, aber vielleicht ist es ja ganz interessant.
Ich bin eigentlich, es hört sich seltsam an, ein Mann der Wissenschaft. Ich mache eine Informationstechnische Ausbildung und stehe absolut auf Astrophysik und derartige Sachen.
Aber genau das bestätigt mich auch in meiner Theorie. Wenn wir das Universum als geschlossenes System betrachten, dann kann  man sagen, dass das Universum nur aus Energie besteht. Energie kann nicht vernichtet, sondern nur ständig umgewandelt werden. Sonnenenergie in Bewegungsenergie in Wärmeenergie.
Das heißt auch, dass wir nur Energie sind, und wir gehören alle zur selben Energie. Wir sind alle quasi derselbe, aber wir haben eben irgendeinen kleinen Punkt in uns, der uns den Rest der Energie unbewusst macht, unser Ego quasi.
Auf LSD schalte ich dieses Ego aus, man spricht oft von Ich-Auflösungen oder ozeanischen Selbstentgrenzungen. Leider habe ich derartige Erfahrungen noch nicht sammeln können. Aber durch LSD bin ich mit der Welt, mit meiner ganzen Umgebung einfach auf eine sehr viel tiefere und feinere Weise verbunden.
An dieser Stelle erstmal genug davon, darauf werde ich noch zurückkommen.

Während ich also mittlerweile schon auf einer imaginären Blumenwiese liege und einfach den Klängen der Playlist lausche, die ich am Ende verlinken werde, geht bei Bernd schon die absolute Post ab. Er sitzt mit Mütze im Kopf und ruft mir zu, ich solle meinen Hintern in den Bunker bewegen, wir befänden uns im Krieg. Ich schaue ihn nur verwirrt an und fragte mich, kam die Wirkung bei ihm derart schnell und derart heftig? Während ich in einen Zustand körperlichen Wohlbefindens und innerer Ausgeglichenheit rutsche, ein tiefes Empfinden absoluter Zufriedenheit sich in mir ausbreitet, sitzt er dort und vor seinen Augen fliegen Flugzeuge umher. Wenig später will er aufstehen und kiffen doch ich rate ihm ab davon. Die Wirkung setzte noch nicht voll ein, und ich musste ihn schon mal auf einem Trip fast den Arsch retten, weil er sich an den Rande eines Horrortrips gekifft hat. Das wollte ich nicht wieder erleben, da es den eigenen Trip zerstört. Ich scheine aber ohnehin geringer auf LSD zu reagieren als er.
Ich hielt ihn erst noch ab vom Kiffen, aber selbst wenn, er hätte in dem Moment eh alles tun können. Ich war nicht in der Lage, irgendwie auf irgendwas adäquat zu reagieren, ich lag lethargisch da, während vor meinen Auge sich wildesten Spektralfarbenmuster ausbreiteten. Diese Muster falteten sich dann symmetrisch über die ganze Decke, bis es aussah, als wäre das alles nur eine große, riesige Blüte, die gleich aufblüht und mich verschluckt. Während der ganzen Zeit erzitterte das Muster immer wieder im Rhythmus der Musik, wie eine Wasseroberfläche, an dessen Ufer die Band steht. Mit einem Mal brach die Blume komplett weg und ich war auch im Krieg, ich wusste nicht, wie das passiert ist. Aber über meinem Kopf brauch ein Sturm los, und ich war ein Schiff. Ich fühlte mich als würde ich sturmgepeischt von links nach rechts schaukeln, als würde sich mein Bug aufbäumen und die kalten Wellen über mich hineinbrechen – eigentlich hatte Bernd nur das Fenster geöffnet – und dann brach auch das Schiff weg, ich war ein Schiffbrüchiger, in einem gewaltigen Ozean aus schillernden Ornamenten die um meine Ohren flogen bis ich dann, ganz plötzlich, wieder da war. Ich weiß nicht, wie lang diese seltsame Reise dauerte.
Aber ich saß wieder fest auf meinem Luftbett, meiner „Realitätsinsel“, wie ich sie von da an nannte. Alles außerhalb dieser Insel war grotesk verformt, aber es beängstigte mich nicht. Währenddessen vernahm ich auch wieder Bernds Stimme, die besagte, ich sollte ans Fenster kommen, denn „da passieren echt seltsame Sachen, echt seltsame Sachen“.
Ich schaute raus, sah nur die Lichter der Laternen und der Stadt, weit in den Himmel hochleuchtend durch den einsetzenden Nebel, durchsetzt von allen Farben des Regenbogens. Es war für mich als würde ich durch ein Fenster in eine völlig surreale Welt schauen. Das Dach der Nachbarn war in einem wahrhaft desolaten Zustand, es hing in der Mitte durch und die Dachrinne schmolz, ich wollte dieses Manko eigentlich den Besagten Nachbarn mitteilen, doch Bernd meinte, ich solle mir den Traktor anschauen.
Beim besten Willen, ich konnte keinen Traktor sehen, wie sollte auch mitten in einem gut situierten Stadtbezirk ein verdammter Trecker durch die Allee fahren? Aber es war mir egal, ich war auch so fasziniert von der fantastischen Welt dort draußen. Egal welcher Ton, egal welches Geräusch, alles erzeugte eine Reaktion in meinem Sichtfeld. Ich war mir sicher, würde ich laut genug schreien, könnte ich ganze Häuser einschmelzen.
Schon bald fing Bernd an, außerkörperliche Erfahrungen zu machen. Damit hatte er schon öfter zu tun, ich leider noch nicht, trotz denselben Dosen. Ich denke, ich habe vielleicht einfach eine Art höhere Standard Toleranz als er. Auf Festivals kann er auch mehrmals LSD genießen, was bei mir völlig zwecklos ist.
Schade, aber nicht zu ändern, seis drum.

Mittlerweile fingen wir auch an zu kiffen, hörten dabei dann Reggae. Während ich die Pfeife stopfte, sprossen um uns herum plötzlich Palmen, wir saßen am Strand und ein Feuer brannte dort wo der Aschenbecher stand. Ich sah Bernd und er sah dasselbe wie wir. Während wir also beide mit den Rastas am Strand unsere Pfeife bauten fühlte ich mich wie der Schamane, der das rituelle Werkzeug vorbereitet und fertig für den Gebrauch macht. Aus  diesem Grund achtete ich darauf, diese Pfeife überaus sorgfältig zu stopfen. Es war einfach herrlich und wir hatten das Gefühl als könnte nichts schief gehen.
Ich weiß nicht mehr genau, was noch alles jetzt passierte, dafür ist einfach zu viel passiert. Auf jeden Fall haben wir viel gelacht und viel geredet.
Dabei überkam mir eine weitere „Verdammter-Hippie!“-Erkenntnis.
Also überspringen, wenn kein Interesse besteht.

Manche DJs und auch Schamanen (Die ich trotz aller Hippiekultur auch für absoluten Unsinn halte) reden ja oftmals von guten „Vibes“, oder auch positive Vibrations. Ich erkannte in diesem Moment, dass mit positiven Vibrationen einfach gemeint ist, dass die Energie ständig durch Vibrationen in Bewegung ist. Und so die Energie sich ständig umwirft, und neu zusammenmischt. Und diese neuen Mischungen sind jeweils dann die Situationen, in denen wir uns befinden. Wenn man einen schönen Tag mit Freunden verbringt, Leute eine gute Zeit gemeinsam auf dem Floor haben, oder einige Leute sich durch Zufall wiedertreffen und einen Kaffee trinken gehen, gute Vibrations haben die Egos dieser Energien zusammengeführt. Was diese Energien verursacht, das weiß ich nicht, aber vielleicht werde ich das auch nie erfahren, wer weiß.

Eine kleine Sache, die ich erzählen muss, muss ich an dieser Stelle einschieben. Ich weiß keine bessere Stelle als jetzt.
Für gewöhnlich ist es auf Acid bei mir so, dass ich alles in einem Comicartigen Look sehe. Das heißt, die Menschen haben diese typischen Linien als Umrisse, oftmals seh sich sogar nur die Umrisse und in ihnen sind nur Farbklekse, die sich erst bei naher Betrachtung als bekannte Gesichter entpuppen. Aber diese Linien sind einfache Linien.
Es sind bei mir Buchstaben. Sich ständig in Bewegung befindliche, sich immer neu bildende Buchstaben. Buchstaben aus vielen Sprachen, manchmal ergeben einzelne Wörter sogar Sinn, aber ich vergesse sie oftmals gleich wieder. Irgendwann sind diese Buchstaben nicht nur die Umrisse der Leute sondern fliegen auch durch den Raum, dann ist alles um mich herum voller Wörter. Vielleicht eine Art Maschinencode der Welt, ich weiß es nicht. Ich werde es wohl auch nie lesen können, aber ich habe oft eine Eingebung, einen kurzen Moment absoluten Erleuchtens, wenn ich ein Wort verstehe. Auch wenn das Wort verloren ist, so bleibt doch das Gefühl, etwas sehr wichtiges gelernt so haben. Bei diesem Trip war es so, dass die Buchstaben nicht nur lose um meinen Kopf schwirrten. Sie waren einfach absolut überall. Sie standen an allen Wänden, an allen Fenstern, selbst meine kondensierte Atmenluft bestand aus diesen Buchstaben.

Es war jetzt ungefähr 2 Uhr, die Einnahme war ca. eineinhalb Stunden her. Wir sammelten uns, hatten aber immer noch heftigste Optics. Wir rauchten noch eine weitere Pfeife und begaben uns irgendwann darauf nach draußen.

Der Nebel ließ alles aussehen, als wäre es schneebedeckt. Der Vollmond erhellte alles, aber durch den Nebel sah man nur wenige Meter weit.  Bedingt durch meine Optics, war der Nebel ein Meer aus Buchstaben. Wir setzten uns an eine Bushalte, doch wir wollten nicht in der Nachbarschaft Bernds bleiben, falls einer der Nachbarn auch zu einer spontanen Nachtwanderung aufbrechen sollte.
So wanderten wir allmählich durch die Eiseskälte zur Kirche.

Hier angekommen, setzten wir uns auf eine Bank und genossen einfach unsere Optics. Natürlich ließ uns die Beschaffenheit von Acid schnell über alles Mögliche philosophieren.
Und ja, vermutlich ist vieles davon einfach nur das Geseier einiger relativ perspektivloser Jugendlicher, aber verdammt, ich glaube schon, dass ich in einem gewissen Punkt Recht habe, wenn ich sage, dass mit meiner jetzigen Lebenseinstellung ein Leben als spießbürgerlicher 08/15 Bürohengst mit Haus, Vorgarten und Rosenbüschen nicht glücklich werden würde. Ich bin, nicht zuletzt durch den Konsum von Acid, zu einem Menschen geworden, der in erster Linie glücklich sein will, der sich frei entfalten können will. Ich lebe nur ein einziges Mal. Ich will die Welt sehen, oder wozu ist das Leben da? Ich komme aus Verhältnissen, bei denen erwartet wurde, dass ich nach Abschluss der Schule brav in die Lehre gehe und dann in einen Beruf und dann die Karriereleiter raufklettere. Das wurde immer von mir erwartet, aber schon lange ist mir klar, dass ich das nicht will. Ich will ein Leben führen, damit ich glücklich bin, ein Leben, von dem ich weiß das es mich glücklich machen würde, aber warum macht es mir die Welt dann so schwer? Warum darf ich nicht alle paar Wochen mal einfach in den Untiefen von LSD tauchen, ohne Schiss zu haben, den Bullen an der nächsten Ecke in die Arme zu laufen? Warum darf ich nicht einfach ein Jahr nichts tun, keine Schule, keine Ausbildung, keinen Beruf, einfach um mal rauszufinden, wer ich eigentlich bin? Und wenn ich es einfach tue, dann versucht man alles, um mir Steine in den Weg zu legen.
Ja, vielleicht ist es wirklich romantisches Teenager-Gerede das von einem verbitterten und psychisch durchaus labil (gewesenem) 20-Jähigren kommt, der einfach nicht weiß wohin in Leben. Aber im Grunde habe ich schon irgendwo Recht. Die Menschen machen sich ihren Stress selbst, dass wurde mir auf dieser Parkbank klar. Ich will nicht so enden wie meine Eltern, und am Ende zu leben, um zu arbeiten. Denn solche Erlebnisse wie auf dieser Parkbank will ich doch im Gedächtnis behalten, denn das ist, was ich Leben nenne – sich dem Leben auch bewusst zu sein.

Dieselben Gedanken hatte ich auch in Bezug auf Religion, jetzt, wenn ich schon vor einer Kirche sitze.
Es gibt kaum eine Religion, die ihren Anhängern einfach sagt, JA! tu was du willst.
Warum knechten sich die Leute in dumme Regeln aus alten Büchern? Gott, wenn es ihn gibt, wird dem Menschen doch nicht alle Möglichkeiten geben und sagen „Aber diese darfst du nicht ausschöpfen, und diese Möglichkeit auch nicht!“. Gott würde doch wollen, dass wir, seine Kinder, sich einfach frei entfalten, er würde uns bestärken in unserem Weg und er würde einfach sagen, ich gab euch das Leben, also holt verdammt noch mal alles daraus hinaus! Warum gibt es diese Religion nicht? Ich glaube, diese Religion werde ich eines Tages gründen müssen :D

Schlussendlich viel mir eine seltsame Konstante bei dieser Kirche auf. Als Kind war ich oft dort und spielte dort mit meinen Freunden, ich war dort sehr glücklich, im Gegensatz zu zuhause. Und nun sitze ich wieder an den selben Ort meiner glücklichen Kindheitserinnerungen, wieder glücklich, wenn auch voll mit Drogen. Irgendwie machte mich dies schon ein wenig wehmütig, denn ganz ehrlich, was ist aus mir geworden? Diese Frage wird sich mir noch häufiger stellen, und ich weiß noch keine rechte Antwort darauf.

Eine Sache, die ich kurz einschieben muss, weil ich sie vergaß ist, dass es, nach dem wir raus gingen, mit einem Mal sehr still war. Das klingt jetzt seltsam, aber ich versuche es zu erklären.
Natürlich, für einen nüchtern war es auch ABSOLUT still. Nachts, in einem Vorort,

Allmählich wurde uns sehr kalt und wir wurden müde, so gingen wir dann nach Haus zurück. Was die nächsten Stunden geschah ist triptechnisch gesehen irrelevant, wir sahen uns Filme an und dann schauten wir Fernsehen, es war sehr lustig und sehr unterhaltsam – und überaus absurd.

Interessant ist das, was im Kopf passierte, während wir einschliefen. Vieles ging mir durch den Kopf, und ich zweifle, ob ich das hier alles ausbreiten sollte. Vermutlich wird die Resonanz nicht so groß sein, und ich sollte das hier auch nicht zu einem verdammten Blog werden lassen. Sagen wir, ich habe herausgefunden, was für ein Mensch ich werden will. Und wie ich das erreiche. Es kommt mir vor als wäre ich mit mir und meiner Charakterentwicklung wieder ein Stück weiter gekommen.

Ich will zum Ende meines Tripberichts kommen, er ist so schon lang genug und ich will den geneigten Leser echt nicht unnötig quälen.

Ich hab ihn hinter mir, den 250µg Trip. Bernd will auf dem Level bleiben, doch ich werde weiter gehen. Ich habe einfach noch nicht das Gefühl, dass Alice mir ihr Wunderland komplett gezeigt hat. Die 300µg sind anberaumt. Ich möchte endlich die ozeanische Selbstentgrenzung, ich merke, ich bin kurz davor, komplett die Realitätshaftung zu verlieren, aber irgendwas hält mich fest.
250µg wären zu viel gewesen für Goa, das ist sicher. Aber daher kann ich diesen Trip auch schlecht mit dem vorherigen Vergleichen, da die Eindrücke anderer Art waren. Dieser Trip war damit vor allem ANDERS. Er hat mir etwas zurückgegeben, was mir bei einem 150µg Trip vor 3 Wochen etwas gefehlt hat, nämlich das philosophische. Die vielen Erkenntnisse und vor allem das mit allem verbunden fühlen.
Ich denke, Alice wird mir noch vieles zu erzählen haben, aber verdammt – es war schon eine sehr krasse, sehr heftige Erfahrung, das ist sicher.
Ich bin mir nicht sicher, wie sich meine Beziehung zu Alice weiter entwickelt, das wird die Zeit zeigen. Aber ich gespannt, was noch auf mich zukommt.

Denn das Leben ist wie eine große Autobahn, du sollst nicht lange überlegen sondern losfahrn…

Dienstag, 12. November 2013

Die Schnauze voll

Ich habe die Schnauze voll. Ich habe sie einfach gestrichen voll. Klar habe ich schon seit Monaten ein besseres Lebensgefühl und viele neue Ansichten, aber das was mich nervt, nervt mich seitdem nur noch schlimmer, und es kommen neue Sachen dazu. Heute lief das Fass einfach mal über.

Ich habe einfach nur die Schnauze voll. Ich habe die Schnauze voll davon, der einzige Kreis in einem Meer aus Quadraten und Dreiecken zu sein.
Ich habe die Schnauze voll von Rechtfertigungen.
Ich habe die Schnauze voll von Planungen, sei es mein Leben, sei es die letzten Tage
Ich habe die Schnauze voll von Absprachen, die unbedingt eingehalten werden müssen weil Baum.
Ich habe die Schnauze voll von Menschen, die ständig Aussagen rauskramen, die man vor Jahren mal gemacht hat, und die dich darauf festnageln.
Ich habe die Schnauze voll von Menschen, die nicht kapieren, dass der Kopf rund ist, damit das Denken die Richtung ändern kann.
Ich habe die Schnauze voll von diesen ganzen ungefickten Schlampen, die nichts anderes bräuchten als einen großen Schwanz in ihrem Arsch und die versuchen, aufgrund von dieser ganzen Genderschwuchtelei die Sprache und die Welt zu ändern, obwohl viele Frauen diese Bewegung nicht mal unterstützen.
Ich habe die Schnauze voll von uninformierten Dreckspack, das sich einbildet, über jedes Thema reden zu können ohne auch nur eine minimale Ahnung von der Materie zu haben.
Ich habe die Schnauze voll von diesen ganzen Kreisgewichse wegen Klimaerwärmung, nur weil der Mensch nicht damit klar kommt, dass der Status Quo nicht beibehalten wird.
Ich habe die Schnauze voll von dieser ganzen Wichsscheiße der Regierung, die sich ins Internet einmischt.
Ich habe die Schnauze voll von diesen deutschen Michels, die die NSA-Affäre mit den Worten "Wer nichts zu verbergen hat, braucht auch nichts befürchten" abtun.
Ich habe die Schnauze voll von denselben Idioten, die im Dreieck springen, wenn dann Mutti abgehört wird.
Ich habe die Schnauze voll von der Profitgier die nach und nach unsere Welt zugrunde richtet.
Ich habe die Schnauze voll von Israel, dem großen Kriegstreiber im nahen Osten.
Ich habe die Schnauze voll von Leuten, die nur so tun als kümmerten sie andere Leute.
Ich habe die Schnauze voll vom Geld und allem was damit zusammenhängt.
Ich habe die Schnauze voll von der Panikmache im Fernsehen und den Medien.
Ich habe die Schnauze voll von dem gewaltigen Bürokratieapparat in diesem Staat.
Ich habe die Schnauze voll von irgendwelchen Fußballprolls, die die Stadien anzünden.
Ich habe die Schnauze voll von dieser kollektiven Fußballgeilheit alle 2 Jahre.
Ich habe die Schnauze voll von Krieg und Tod.
Ich habe die Schnauze voll von Obama, diesem verlogenen kleinen Nigger, der den Friedensnobelpreis bekommen hat, aber täglich hunderte durch Drohnenangriffe umbringen lässt.
Ich habe die Schnauze voll von Leuten, die Snowden vorwerfen, Al Quaida zu helfen, obwohl die seit Jahren quasi handlungsunfähig sind.
Ich habe die Schnauze voll davon, dass alle Glauben, dass Revolutionen zwangsläufig Demokratie und eine an der westlichen Welt orientierten Rechtsstaatlichkeit nach sich ziehen.
Ich habe die Schnauze voll von retardierten Scheißleuten, die mir einreden wollen, ich sei Schuld an der Erderwärmung.
Ich habe die Schnauze voll von "Freunden" die einen dann doch nur übergehen.
Ich habe die Schnauze voll von Leuten, die nur zu einem kommen, wenn sie etwas brauchen.
Ich habe die Schnauze voll von Leuten, die nicht mal mit einem Reden wenn man nicht selbst anfängt.
Ich habe die Schnauze voll von denen man nur hinterherrennt
Ich habe die Schnauze voll von Leuten, die so tun, als wären sie klug, dabei aber total bescheuert sind.
Ich habe die Schnauze voll von Leuten, die nicht kapieren, was ein Chef und was ein Anführer ist.
Ich habe die Schnauze voll von Leuten, deren leben darin besteht, zu bekräftigen, wie cool und toll sie sind.
Ich habe die Schnauze voll von Leuten, die mich nur damit zulabern, wie ich angeblich mein Leben zu leben hätte.
Ich habe die Schnauze voll von Leuten, die glauben das alle nach ihrer Pfeife tanzen müssen, bloß weil sie ungefragt einen Gefallen getan haben.
Ich habe die Schnauze voll von Leuten, die ungefragt Gefallen tun und eine Gegenleistung fordern.
Ich habe die Schnauze voll von Leuten, die auf ihrer angeblichen "Größe" und wie kulant sie doch sind, ohne zu kapieren, dass wahre Größe sich dadurch ausdrückt, dass man das eben nicht erwähnt.
Ich habe die Schnauze voll von allem. Und davon weiter zu schreiben.

Nun ist es doch eine Interpretation geworden.

Ein Lied das mich im Moment sehr fasziniert:


Ich weiß nicht, ob es nur am THC liegt, aber irgendwie habe ich das starke Bedürfnis, dieses Lied zu interpretieren. Klar nimmt man mit Interpretationen den Dingen immer ein wenig den Zauber, da es doch viel schöner ist, einfach nur eine ungefähre Ahnung von dem zu haben, was eigentlich damit ausgesagt werden will. Vor allem da doch eigentlich klar werden sollte, was dieses Lied ausdrücken soll, schon in den ersten paar Zeilen des Textes:

Ich brauch einen Freund mit weiten Armen
Ich brauch einen Freund, der kein Erbarmen kennt[...]

Das ist auch vollkommen das Leitbild, das im Text beibehalten wird. Der Interpret singt fortwährend von dem Verlangen nach einem Freund.
Daher ist das eigentliche Interesse an diesem Lied dadurch begründet, das man herausfinden will, in welcher Situation sich die Dame befindet, die uns hier mit ihrer Stimme gefangen nimmt. Sie befindet sich anhand der Bilder, die sie nutzt, um ihren eigenen Gemütszustand zu beschreiben, in ganz offensichtlich keiner guten Verfassung.



[...]Der mich zu Boden ringt, ich tob und rase[...]
[...]Ich bin schon zu weit hier draußen[...]

Und das sind nur einige wenige Beispiele. Ob diese prekäre Situation ihrerseits psychisch oder physischer Natur ist, ist eigentlich der Spekulation geschuldet. Aber man kann schnell den Eindruck gewinnen, dass es psychischer Natur ist, allein an dem Satz:

[...]Ich brauch eine Bahre, Blaulicht und Sirenen[...]

Das klingt nach Unfall, Selbstmordversuch und ähnliche Umstände. Auch ein Beispiel dafür ist

[...]Und dort erst auf der Schwelle will ich verbluten[...]

Während man den ersten hier als Beispiel angeführten Satz auch noch anders interpretieren kann, worauf ich gleich eingehe, ist dieser Satz durchaus sehr eindeutig und symbolisiert in meinen Augen einen gewissen Todeswunsch. Aber ich denke nicht, dass dieser Todeswunsch tatsächlich der verebbte Wille zu Leben ist, sondern eher eine Art innere Einsamkeit die sich auch mit dem Satz "Lieber sterbe ich, als allein zu sein" umschreiben lässt. In meinen Augen wird das deutlich an der gleich darauf folgenden Zeile, die da lautet:

[...]Wenn ich still bin, soll der Regen jede Zelle fluten[...]

Die Stille des lyrischen Ichs ist natürlich ein Sinnbild für das Sterben, soeben verstorben sein, wenn man meine vorangegangene Interpretation anführt. Den Regen verbindet man oft mit Tristesse, mit Eintönigkeit, Trauer und schlechten Zeiten. Oder ganz einfach mit Tränen, und ich denke, dass diese Sichtweise an dieser Stelle angemessen ist, denn diese Zeile sagt eben aus, das der Interpret nichts anderes möchte als jemanden, der um ihn weint. Diese Zeile drückt die Einsamkeit ist, die sich schon in den ersten Zeilen niederschlägt, man sucht einen Freund, jemand, der ihn vermissen würde.
Das ist also eines der Kriterien, die eben jener gewünschter Freund erfüllen muss. Und in diesem Zusammenhang gewinnt die obige Zeile mit den Sirenen eine, wenn schon nicht eine gänzlich andere, Doppeldeutigkeit. Die junge Dame will eben nicht unbedingt, das echte Blaulichter und Sirenen nötig sind, doch sie wünscht sich jemanden, der eben jenen Rummel um sie macht, wenn es ihr schlecht geht.
Diese Doppelbedeutung zieht sich durch den gesamten Text. 

[...]Ein Tuch mit Äther über Mund und Nase[...]
[...]Ich brauch einen Schuss Feuer in meine Venen[...]

Äther, ein Betäubungsmittel. Die meisten würden es mit Bedrohung oder Gefahr verbinden, von Äther betäubt zu werden, hier will die Interpretin Beruhigung und Sicherheit vermitteln, das entschwinden aus der Realität und den damit verbundenen Sorgen. "Ein Schuss" in "meine Venen", das deutet auf Drogenkonsum hin, Abhängigkeit von einem Stoff oder einem Zustand, der "Feuer" zurückbringt, Lebenswillen, Mut und Kraft weiter zumachen. Hier eindeutig bezogen nicht auf einen Stoff, sondern eine Person, die noch nicht vorhanden ist. Wir halten also fest, die Dame in dem Lied braucht jemanden, der ihr den Lebenswillen zurückgibt, sie will nicht ohne weiterleben, denn sie fühlt sich alleine und verloren. Sie weiß selbst nicht ganz, was sie für sich selbst braucht, da sie vermutlich mit der Situation in sich selbst nicht zurecht kommt, und daher auch jemanden braucht, der sie, notfalls mit (sanfter?) Gewalt, aus ihrer Situation befreit, vergleichen wir folgende Zeilen:

[...]Ich brauche tiefste, schwarze Nacht hinter meinen Liedern[...]
[...]Ich brauch, ich brauch, ich brauche Licht[...]

[...]Komm und trag mich, schlag mich nieder[...]

Doch wohin möchte sie getragen werden? Nach Hause, das wird oftmals betont. Zu Hause, das verbindet man mit Heimat und Sicherheit. Vielleicht auch eine Abkapselung von der Realität, denn im Refrain betont sie ja, das sie zu lang "hier draußen" ist. Hier draußen kann man natürlich wörtlich verstehen, dann könnte man auch annehmen, dass die Protagonistin lediglich eine junge Frau ist, die im ärgsten Winter draußen sitzt und friert, aber vermute ich jedoch eher, dass als "draußen" das sprichwörtliche "draußen in der Welt" sein gemeint ist, das Leben in der oft stressigen und schnelllebigen Welt.

Bleiben noch zwei Dinge abschließend zu bemerken. Die vierte Strophe darf man als besonders essentiell betrachten, da sie das Motiv der Protagonistin am tiefgehensten beschreibt, und noch dazu aus nur zwei Versen besteht, und sich somit auch optisch vom restlichen Text abhebt. Hier erfährt man das tiefgehende, oben beschriebene Bedürfnis nach jemanden, der um sie weint. Jemand, in ihrem Leben, dem sie wichtig ist.
Außerdem scheint es eine Art zeitlichen Ablauf zu geben, zu bemerken in den jeweils ersten Zeilen des Refrain. Vergleiche:

[...]Ich brauch, ich brauch, ich brauche Licht[...]
[...]Ich brauch, ich brauch, ich brauche nichts[...]

Scheinbar hat sie am Ende einen Freund gefunden, da sie nichts mehr braucht, ihre Wünsche sind also erfüllt worden. Sie scheint damit ein Stück weit ihr Glück gefunden zu haben, wie wir an dieser letzten Zeile nochmal feststellen können:

[...]Ich bin nicht still genug.

Das zeigt, dass sie zufrieden mit dem jetzt anhaltenden Zustand ist, und das er sich fortsetzen soll.

Wir können jetzt natürlich die anfängliche Frage über die Situation der Protagonistin leicht beantworten. Aber ich denke, dieses Bild, das sollten wir uns dann doch selbst machen, denn dieses Gefühl kennen sicher viele. Manche vielleicht zu gut.