Samstag, 16. November 2013

Die Albert Hofmann Erfahrung

~Eigentlich fürs Land der Träume geschrieben ~


Bei einem Tripbericht fällt mir immer schwer, einen vernünftigen Anfang zu finden.  Ich kenne es ja von mir selbst, dass sehr lange, sehr aufwändige Tripberichte, vor allem wenn sie „schlecht“ geschrieben sind, einen nicht so mitreißen wie sie sollten, obwohl der Trip doch überaus interessant war.
Der Punkt an dem ich Ansetzen will ist erst mal die eigentliche Situation. Mein Freund, nennen wir ihn Bernd und ich, wir sind zusammen in die Drogenszene eingestiegen. Wir sind Goaraner, die neuzeitlichen Hippienachkommen. Zu dem Zeitpunkt unseres Einstiegs wussten wir nichts von diesem Hippieflair, und jetzt bin ich selbst ein Dreadhead geworden, der von positive Vibriations und Energie faselt. Mit einem Augenzwinkern, natürlich.
Das ist wichtig zu wissen, da sich diese Vorinformation durchaus auch in meinem Triperlebnis niederschlägt.
Nun, vor einiger Zeit fingen wir an mit LSD zu trippen, nachdem wir vorher ausschließlich auf Pilzen und MDMA unterwegs waren. Einen Bericht über meine erste Erfahrung mit LSD findet ihr auch über mein Benutzerprofil, allerdings ist dieser Bericht eher mäßig gut, ich konnte damals einfach nicht die Fülle an Eindrücken verarbeiten.

Seit diesem ersten Konsum steigerten wir die eingenommene Dosis immer weiter. Zuletzt überschritten wir die 200µg Marke und nun machten wir uns unseren eigenen Bicycle-Day.  250µg, die Menge, mit der Albert Hofmann am 19.April 1943 die Wirkung der Droge entdeckt hat, die mein Leben auf eine Art und Weise grundlegend verändert hat, die einen Langzeitbericht rechtfertigen würde. Dieses Ziel werde ich wohl auch anstreben. Die Ergebnisse dieses Fahrradtages mit meinem Freund Bernd, einer Menge Gras, guter Musik und viel Lachen lest ihr jetzt.

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Zunächst mal, das SETTING
Das Ganze fand bei Bernd zuhause statt. Er lebt noch bei seiner Mutter, in einem recht großen Haus, er hat aber das komplette Dachgeschoss inklusive einer Küche und Bad für sich. Das ganze spielte sich ab in einer Gegend, in der ich aufwuchs, und mit der ich einige schöne Erinnerungen verknüpfe, aber auch einige sehr, sehr schlechte.
Einige Straßen weiter liegt eine kleine Kirche, keine Altbaukirche mit einem richtigen Turm, sondern eine von diesen Neumodischen, die aussehen als hätte sie ein Architekturstudent entworfen. Auch dort wird sich ein Teil der Geschichte abspielen.
In dem eigentlichen Hauptraum befand ich Bernds Fernseher. Wir ließen den Laptop über den Fernseher laufen und hatten somit 2 Bildschirme, auf denen dasselbe zu sehen war. Um die Optics zu stimulieren schauten wir uns allerlei Kram im Internet an, wie Kaleidoskope oder Zoom Worlds, gefunden in einem Thread hier im Land der Träume.
Außerdem hatten wir als Triptoys Farbbälle, die eigentlich Weiß sind, aber von innen heraus beleuchtet werden und zufällig ihre Farbe ändern. Vielleicht mag der ein oder andere sie von Ikea kennen. Lachgas konnte ich leider nicht auftreiben, was mir im Chat vom LdT ja vorgeschlagen wurde, aber das wird beim nächsten Mal angepeilt.
Ich hatte eine Art Luftbett, auf dem ich mein Lager aufschlug. Keine einfache Luftmatratze, sondern ein richtiges, sich sogar selbst aufblasendes Bett, überaus komfortabel und so hoch wie ein normales Bett.
Auch diese Information ist wichtig, da das Luftbett eine überaus wichtige Rolle für mich spielte.

Einzig wichtig zu wissen ist noch, dass wir bisher nur auf Goa konsumiert haben, wir es aber diesmal entschieden nicht getan haben. Die 200µg Grenze war schon hart zu verkraften auf Goa und auch eine körperlich sehr anstrengende Erfahrung, die man nicht ohne weiteres mit einer noch höheren Ladung wegsteckt.
Also der erste „Hometrip“.

Jetzt folgt das SET
Bis kurz vorher stand nicht fest, ob das ganze überhaupt stattfinden kann, da Bernd eventuell hätte arbeiten müssen. Aber alle Befürchtungen zerschlugen sich und ich freute mich sehr auf den Trip. Ich war aber auch ein wenig besorgt, da 250µg ohne Zweifel eine krasse Dosis sind. Ich bin mir ja durchaus bewusst, dass Alice eine überaus mächtige und Besitzergreifende junge Dame ist, die, wenn es so weit ist, auch nicht mehr loslässt. Den Gefahren war ich mir also bewusst, und daher hatte ich keine Angst, aber Respekt vor und für den kleinen Zuckerwürfel, der so unschuldig auf meiner Hand lag.

Damit zum Ablauf. Wir begannen um 10 ca. uns in der Wohnung von Bernd einzurichten. Nachdem Rechner aufgebaut war und das Bett stand, wollten wir erst noch eine Tüte rauchen. Den Rest des Abends würden wir dann weiter mit meiner Pfeife rauchen, da drehen vermutlich nicht in unserer Macht stehen würde.
Nachdem wir vom Gras angeheitert waren und damit schon weniger ehrfürchtig, wählten wir unsere Würfel und der Spaß konnte beginnen. Ich lutschte relativ lange auf meinem herum, während Bernd seinen schnell zerkaute und runterspülte.
Wann genau die Wirkung einsetzte, das kann ich gar nicht beurteilen. Ich kenne die Wirkung von Acid mittlerweile recht gut. Die Körperlichen Zeichen habe ich daher schnell und gut erkannt. Ein warmes Gefühl schien von meinen Knochen aus durch mein Fleisch zu wandern. Alles, aber auch alles, fühlte sich absolut weich an. Mir wurde warm, aber ich schwitzte nicht, sondern es war eine wohlige, heimelige Wärme. Ich rollte mich unter meiner Decke zusammen und grinste in mich hinein, während ich fühlte, dass da etwas Großes auf mich zukommt.
Wenn ich LSD nehme, dann spüre ich meist einfach ein Ziehen in der Magengegend und im Kopf, als würde gleich eine riesige, bunte Welle voller Klänge, Farben, Geschmäcker, Gefühle und Gerüche auf mich niedergehen.
Es kam mir vor, als würde sich mein Körper sich öffnen, für Sinneseindrücke, die er anders nicht hat.

Ein kleiner Exkurs in meine, man kann schon fast sagen, Lebensphilosophie, wäre an dieser Stelle angebracht.
Man kann diese Stelle gerne überspringen, wenn einem mein verdammten Hippiegesabbel auf den Geist geht, aber vielleicht ist es ja ganz interessant.
Ich bin eigentlich, es hört sich seltsam an, ein Mann der Wissenschaft. Ich mache eine Informationstechnische Ausbildung und stehe absolut auf Astrophysik und derartige Sachen.
Aber genau das bestätigt mich auch in meiner Theorie. Wenn wir das Universum als geschlossenes System betrachten, dann kann  man sagen, dass das Universum nur aus Energie besteht. Energie kann nicht vernichtet, sondern nur ständig umgewandelt werden. Sonnenenergie in Bewegungsenergie in Wärmeenergie.
Das heißt auch, dass wir nur Energie sind, und wir gehören alle zur selben Energie. Wir sind alle quasi derselbe, aber wir haben eben irgendeinen kleinen Punkt in uns, der uns den Rest der Energie unbewusst macht, unser Ego quasi.
Auf LSD schalte ich dieses Ego aus, man spricht oft von Ich-Auflösungen oder ozeanischen Selbstentgrenzungen. Leider habe ich derartige Erfahrungen noch nicht sammeln können. Aber durch LSD bin ich mit der Welt, mit meiner ganzen Umgebung einfach auf eine sehr viel tiefere und feinere Weise verbunden.
An dieser Stelle erstmal genug davon, darauf werde ich noch zurückkommen.

Während ich also mittlerweile schon auf einer imaginären Blumenwiese liege und einfach den Klängen der Playlist lausche, die ich am Ende verlinken werde, geht bei Bernd schon die absolute Post ab. Er sitzt mit Mütze im Kopf und ruft mir zu, ich solle meinen Hintern in den Bunker bewegen, wir befänden uns im Krieg. Ich schaue ihn nur verwirrt an und fragte mich, kam die Wirkung bei ihm derart schnell und derart heftig? Während ich in einen Zustand körperlichen Wohlbefindens und innerer Ausgeglichenheit rutsche, ein tiefes Empfinden absoluter Zufriedenheit sich in mir ausbreitet, sitzt er dort und vor seinen Augen fliegen Flugzeuge umher. Wenig später will er aufstehen und kiffen doch ich rate ihm ab davon. Die Wirkung setzte noch nicht voll ein, und ich musste ihn schon mal auf einem Trip fast den Arsch retten, weil er sich an den Rande eines Horrortrips gekifft hat. Das wollte ich nicht wieder erleben, da es den eigenen Trip zerstört. Ich scheine aber ohnehin geringer auf LSD zu reagieren als er.
Ich hielt ihn erst noch ab vom Kiffen, aber selbst wenn, er hätte in dem Moment eh alles tun können. Ich war nicht in der Lage, irgendwie auf irgendwas adäquat zu reagieren, ich lag lethargisch da, während vor meinen Auge sich wildesten Spektralfarbenmuster ausbreiteten. Diese Muster falteten sich dann symmetrisch über die ganze Decke, bis es aussah, als wäre das alles nur eine große, riesige Blüte, die gleich aufblüht und mich verschluckt. Während der ganzen Zeit erzitterte das Muster immer wieder im Rhythmus der Musik, wie eine Wasseroberfläche, an dessen Ufer die Band steht. Mit einem Mal brach die Blume komplett weg und ich war auch im Krieg, ich wusste nicht, wie das passiert ist. Aber über meinem Kopf brauch ein Sturm los, und ich war ein Schiff. Ich fühlte mich als würde ich sturmgepeischt von links nach rechts schaukeln, als würde sich mein Bug aufbäumen und die kalten Wellen über mich hineinbrechen – eigentlich hatte Bernd nur das Fenster geöffnet – und dann brach auch das Schiff weg, ich war ein Schiffbrüchiger, in einem gewaltigen Ozean aus schillernden Ornamenten die um meine Ohren flogen bis ich dann, ganz plötzlich, wieder da war. Ich weiß nicht, wie lang diese seltsame Reise dauerte.
Aber ich saß wieder fest auf meinem Luftbett, meiner „Realitätsinsel“, wie ich sie von da an nannte. Alles außerhalb dieser Insel war grotesk verformt, aber es beängstigte mich nicht. Währenddessen vernahm ich auch wieder Bernds Stimme, die besagte, ich sollte ans Fenster kommen, denn „da passieren echt seltsame Sachen, echt seltsame Sachen“.
Ich schaute raus, sah nur die Lichter der Laternen und der Stadt, weit in den Himmel hochleuchtend durch den einsetzenden Nebel, durchsetzt von allen Farben des Regenbogens. Es war für mich als würde ich durch ein Fenster in eine völlig surreale Welt schauen. Das Dach der Nachbarn war in einem wahrhaft desolaten Zustand, es hing in der Mitte durch und die Dachrinne schmolz, ich wollte dieses Manko eigentlich den Besagten Nachbarn mitteilen, doch Bernd meinte, ich solle mir den Traktor anschauen.
Beim besten Willen, ich konnte keinen Traktor sehen, wie sollte auch mitten in einem gut situierten Stadtbezirk ein verdammter Trecker durch die Allee fahren? Aber es war mir egal, ich war auch so fasziniert von der fantastischen Welt dort draußen. Egal welcher Ton, egal welches Geräusch, alles erzeugte eine Reaktion in meinem Sichtfeld. Ich war mir sicher, würde ich laut genug schreien, könnte ich ganze Häuser einschmelzen.
Schon bald fing Bernd an, außerkörperliche Erfahrungen zu machen. Damit hatte er schon öfter zu tun, ich leider noch nicht, trotz denselben Dosen. Ich denke, ich habe vielleicht einfach eine Art höhere Standard Toleranz als er. Auf Festivals kann er auch mehrmals LSD genießen, was bei mir völlig zwecklos ist.
Schade, aber nicht zu ändern, seis drum.

Mittlerweile fingen wir auch an zu kiffen, hörten dabei dann Reggae. Während ich die Pfeife stopfte, sprossen um uns herum plötzlich Palmen, wir saßen am Strand und ein Feuer brannte dort wo der Aschenbecher stand. Ich sah Bernd und er sah dasselbe wie wir. Während wir also beide mit den Rastas am Strand unsere Pfeife bauten fühlte ich mich wie der Schamane, der das rituelle Werkzeug vorbereitet und fertig für den Gebrauch macht. Aus  diesem Grund achtete ich darauf, diese Pfeife überaus sorgfältig zu stopfen. Es war einfach herrlich und wir hatten das Gefühl als könnte nichts schief gehen.
Ich weiß nicht mehr genau, was noch alles jetzt passierte, dafür ist einfach zu viel passiert. Auf jeden Fall haben wir viel gelacht und viel geredet.
Dabei überkam mir eine weitere „Verdammter-Hippie!“-Erkenntnis.
Also überspringen, wenn kein Interesse besteht.

Manche DJs und auch Schamanen (Die ich trotz aller Hippiekultur auch für absoluten Unsinn halte) reden ja oftmals von guten „Vibes“, oder auch positive Vibrations. Ich erkannte in diesem Moment, dass mit positiven Vibrationen einfach gemeint ist, dass die Energie ständig durch Vibrationen in Bewegung ist. Und so die Energie sich ständig umwirft, und neu zusammenmischt. Und diese neuen Mischungen sind jeweils dann die Situationen, in denen wir uns befinden. Wenn man einen schönen Tag mit Freunden verbringt, Leute eine gute Zeit gemeinsam auf dem Floor haben, oder einige Leute sich durch Zufall wiedertreffen und einen Kaffee trinken gehen, gute Vibrations haben die Egos dieser Energien zusammengeführt. Was diese Energien verursacht, das weiß ich nicht, aber vielleicht werde ich das auch nie erfahren, wer weiß.

Eine kleine Sache, die ich erzählen muss, muss ich an dieser Stelle einschieben. Ich weiß keine bessere Stelle als jetzt.
Für gewöhnlich ist es auf Acid bei mir so, dass ich alles in einem Comicartigen Look sehe. Das heißt, die Menschen haben diese typischen Linien als Umrisse, oftmals seh sich sogar nur die Umrisse und in ihnen sind nur Farbklekse, die sich erst bei naher Betrachtung als bekannte Gesichter entpuppen. Aber diese Linien sind einfache Linien.
Es sind bei mir Buchstaben. Sich ständig in Bewegung befindliche, sich immer neu bildende Buchstaben. Buchstaben aus vielen Sprachen, manchmal ergeben einzelne Wörter sogar Sinn, aber ich vergesse sie oftmals gleich wieder. Irgendwann sind diese Buchstaben nicht nur die Umrisse der Leute sondern fliegen auch durch den Raum, dann ist alles um mich herum voller Wörter. Vielleicht eine Art Maschinencode der Welt, ich weiß es nicht. Ich werde es wohl auch nie lesen können, aber ich habe oft eine Eingebung, einen kurzen Moment absoluten Erleuchtens, wenn ich ein Wort verstehe. Auch wenn das Wort verloren ist, so bleibt doch das Gefühl, etwas sehr wichtiges gelernt so haben. Bei diesem Trip war es so, dass die Buchstaben nicht nur lose um meinen Kopf schwirrten. Sie waren einfach absolut überall. Sie standen an allen Wänden, an allen Fenstern, selbst meine kondensierte Atmenluft bestand aus diesen Buchstaben.

Es war jetzt ungefähr 2 Uhr, die Einnahme war ca. eineinhalb Stunden her. Wir sammelten uns, hatten aber immer noch heftigste Optics. Wir rauchten noch eine weitere Pfeife und begaben uns irgendwann darauf nach draußen.

Der Nebel ließ alles aussehen, als wäre es schneebedeckt. Der Vollmond erhellte alles, aber durch den Nebel sah man nur wenige Meter weit.  Bedingt durch meine Optics, war der Nebel ein Meer aus Buchstaben. Wir setzten uns an eine Bushalte, doch wir wollten nicht in der Nachbarschaft Bernds bleiben, falls einer der Nachbarn auch zu einer spontanen Nachtwanderung aufbrechen sollte.
So wanderten wir allmählich durch die Eiseskälte zur Kirche.

Hier angekommen, setzten wir uns auf eine Bank und genossen einfach unsere Optics. Natürlich ließ uns die Beschaffenheit von Acid schnell über alles Mögliche philosophieren.
Und ja, vermutlich ist vieles davon einfach nur das Geseier einiger relativ perspektivloser Jugendlicher, aber verdammt, ich glaube schon, dass ich in einem gewissen Punkt Recht habe, wenn ich sage, dass mit meiner jetzigen Lebenseinstellung ein Leben als spießbürgerlicher 08/15 Bürohengst mit Haus, Vorgarten und Rosenbüschen nicht glücklich werden würde. Ich bin, nicht zuletzt durch den Konsum von Acid, zu einem Menschen geworden, der in erster Linie glücklich sein will, der sich frei entfalten können will. Ich lebe nur ein einziges Mal. Ich will die Welt sehen, oder wozu ist das Leben da? Ich komme aus Verhältnissen, bei denen erwartet wurde, dass ich nach Abschluss der Schule brav in die Lehre gehe und dann in einen Beruf und dann die Karriereleiter raufklettere. Das wurde immer von mir erwartet, aber schon lange ist mir klar, dass ich das nicht will. Ich will ein Leben führen, damit ich glücklich bin, ein Leben, von dem ich weiß das es mich glücklich machen würde, aber warum macht es mir die Welt dann so schwer? Warum darf ich nicht alle paar Wochen mal einfach in den Untiefen von LSD tauchen, ohne Schiss zu haben, den Bullen an der nächsten Ecke in die Arme zu laufen? Warum darf ich nicht einfach ein Jahr nichts tun, keine Schule, keine Ausbildung, keinen Beruf, einfach um mal rauszufinden, wer ich eigentlich bin? Und wenn ich es einfach tue, dann versucht man alles, um mir Steine in den Weg zu legen.
Ja, vielleicht ist es wirklich romantisches Teenager-Gerede das von einem verbitterten und psychisch durchaus labil (gewesenem) 20-Jähigren kommt, der einfach nicht weiß wohin in Leben. Aber im Grunde habe ich schon irgendwo Recht. Die Menschen machen sich ihren Stress selbst, dass wurde mir auf dieser Parkbank klar. Ich will nicht so enden wie meine Eltern, und am Ende zu leben, um zu arbeiten. Denn solche Erlebnisse wie auf dieser Parkbank will ich doch im Gedächtnis behalten, denn das ist, was ich Leben nenne – sich dem Leben auch bewusst zu sein.

Dieselben Gedanken hatte ich auch in Bezug auf Religion, jetzt, wenn ich schon vor einer Kirche sitze.
Es gibt kaum eine Religion, die ihren Anhängern einfach sagt, JA! tu was du willst.
Warum knechten sich die Leute in dumme Regeln aus alten Büchern? Gott, wenn es ihn gibt, wird dem Menschen doch nicht alle Möglichkeiten geben und sagen „Aber diese darfst du nicht ausschöpfen, und diese Möglichkeit auch nicht!“. Gott würde doch wollen, dass wir, seine Kinder, sich einfach frei entfalten, er würde uns bestärken in unserem Weg und er würde einfach sagen, ich gab euch das Leben, also holt verdammt noch mal alles daraus hinaus! Warum gibt es diese Religion nicht? Ich glaube, diese Religion werde ich eines Tages gründen müssen :D

Schlussendlich viel mir eine seltsame Konstante bei dieser Kirche auf. Als Kind war ich oft dort und spielte dort mit meinen Freunden, ich war dort sehr glücklich, im Gegensatz zu zuhause. Und nun sitze ich wieder an den selben Ort meiner glücklichen Kindheitserinnerungen, wieder glücklich, wenn auch voll mit Drogen. Irgendwie machte mich dies schon ein wenig wehmütig, denn ganz ehrlich, was ist aus mir geworden? Diese Frage wird sich mir noch häufiger stellen, und ich weiß noch keine rechte Antwort darauf.

Eine Sache, die ich kurz einschieben muss, weil ich sie vergaß ist, dass es, nach dem wir raus gingen, mit einem Mal sehr still war. Das klingt jetzt seltsam, aber ich versuche es zu erklären.
Natürlich, für einen nüchtern war es auch ABSOLUT still. Nachts, in einem Vorort,

Allmählich wurde uns sehr kalt und wir wurden müde, so gingen wir dann nach Haus zurück. Was die nächsten Stunden geschah ist triptechnisch gesehen irrelevant, wir sahen uns Filme an und dann schauten wir Fernsehen, es war sehr lustig und sehr unterhaltsam – und überaus absurd.

Interessant ist das, was im Kopf passierte, während wir einschliefen. Vieles ging mir durch den Kopf, und ich zweifle, ob ich das hier alles ausbreiten sollte. Vermutlich wird die Resonanz nicht so groß sein, und ich sollte das hier auch nicht zu einem verdammten Blog werden lassen. Sagen wir, ich habe herausgefunden, was für ein Mensch ich werden will. Und wie ich das erreiche. Es kommt mir vor als wäre ich mit mir und meiner Charakterentwicklung wieder ein Stück weiter gekommen.

Ich will zum Ende meines Tripberichts kommen, er ist so schon lang genug und ich will den geneigten Leser echt nicht unnötig quälen.

Ich hab ihn hinter mir, den 250µg Trip. Bernd will auf dem Level bleiben, doch ich werde weiter gehen. Ich habe einfach noch nicht das Gefühl, dass Alice mir ihr Wunderland komplett gezeigt hat. Die 300µg sind anberaumt. Ich möchte endlich die ozeanische Selbstentgrenzung, ich merke, ich bin kurz davor, komplett die Realitätshaftung zu verlieren, aber irgendwas hält mich fest.
250µg wären zu viel gewesen für Goa, das ist sicher. Aber daher kann ich diesen Trip auch schlecht mit dem vorherigen Vergleichen, da die Eindrücke anderer Art waren. Dieser Trip war damit vor allem ANDERS. Er hat mir etwas zurückgegeben, was mir bei einem 150µg Trip vor 3 Wochen etwas gefehlt hat, nämlich das philosophische. Die vielen Erkenntnisse und vor allem das mit allem verbunden fühlen.
Ich denke, Alice wird mir noch vieles zu erzählen haben, aber verdammt – es war schon eine sehr krasse, sehr heftige Erfahrung, das ist sicher.
Ich bin mir nicht sicher, wie sich meine Beziehung zu Alice weiter entwickelt, das wird die Zeit zeigen. Aber ich gespannt, was noch auf mich zukommt.

Denn das Leben ist wie eine große Autobahn, du sollst nicht lange überlegen sondern losfahrn…

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