Samstag, 8. März 2014

Drogen sind kein Spaß

Drogen sind kein Spaß. Sie sind eine sehr ernste Angelegenheit.
Klar, Drogen machen Spaß, sie machen die Welt bunt und schön. Aber da liegt auch ihre große Gefahr.
Drogen bieten eine Vielzahl von Risiken. Oft nimmt man ja an, das Drogen in erster Linie abhängig machen, dass man immer mehr braucht und immer mehr, das die Sucht einen in die Beschaffungskriminalität treibt.
Wer Erfahrungen hat, der merkt, dass die meisten Drogen zumindest körperlich nicht abhängig machen - tatsächlich sind die Volksdrogen Koffein, Nikotin und Alkohol sehr viel schlimmer was die Abhängigkeitsgefahr betrifft, als Cannabis, MDMA und LSD zusammen.
Illegal Drugs die schnell und zu hoher Wahrscheinlichkeit abhängig machen sind eher Dinge wie Crack, wie Heroin, Meth, derartige Dinge.
Die Gefahr bei allen Drogen ist allerdings die psychische Abhängigkeit. Die möchte ich mal am Beispiel von Pep (Speed) erklären.
Speed macht dich in erster Linie nur wach. Absolut wach, auch wenn du 2 Tage nicht geschlafen hast, Speed holt dich wieder hoch. Aber Speed bewirkt auch, dass man sich absolut auf eine Sache konzentrieren kann. Ich kenne viele Leute, die Speed vor der Arbeit, vor der Schule oder vor irgendwelchen Terminen nehmen, einfach, um voll bei der Sache zu sein und absolut zu funktionieren. Diese Macht hat Speed. Aber die Krux ist, dass, wenn man seinen Konsum nicht mehr im Blick hat, Speed nicht mehr nimmt um besser zu funktionieren, sondern um überhaupt zu funktionieren. Man hat einfach das Gefühl, dass der normale Konzentrationsgrat zu gering ist, man kommt sich vor, als würde man nichts mehr auf die Reihe bekommen. Also noch eine Nase, und man funktioniert wieder. Der Übermenschenstatus, den Speed verleiht, wird also zur Normalität und die Normalität zur Beeinträchtigung. Obwohl der Körper auch ohne Speed gut funktioniert, bildet man sich ein, man sei weniger Leistungsstark. Aus diesem Grunde konsumiere ich kein Speed.
Drogen sind kein Spaß. 
Die Grundvoraussetzung für den Konsum ist immer, dass man seinen Konsum reflektiert. Man muss sich stets bewusst sein, dass man seinem Körper schadet, man muss sich klar machen, dass es kein anhaltender Zustand sein darf, egal, wie gut es sich anfühlt. Viele Drogen verhindern das von sich aus, LSD zum Beispiel hat eine derart beeindruckende Resistenz, dass ich selbst nach 2 Wochen Pause bei 750µg kaum optische Wirkungen hatte - und das, obwohl 750µq das 7-fache einer Einsteigerdosis ist (und das 3-fache einer für mich normalen Dosis), also ein sehr heftiges, psychedelisches Erlebnis hervorruft. Seitdem das der Fall ist, hab ich kein Acid mehr genommen, was nun mehr als einen Monat her ist, da ich realisiert habe, dass es zuviel ist und ich mir eine Pause davon gönnen muss - auch, weil ich die Trips noch gar nicht alle verarbeitet habe.
Auch MDMA baut mehr oder minder schnell eine Toleranz auf, einfach deswegen, weil die vordergründige Wirkung des MDMA, nämlich die empathogene und das Glücksgefühl, aus rein biologischen Gründen gar nicht mehr funktionieren kann. Der Serotoninspeicher ist nun mal irgendwann leer und das Gehirn braucht seine Zeit, um sich vom Serotoninholocaust zu erholen. Im Sommer habe ich sehr viel MDMA auf einem Festival konsumiert und ich habe danach zwar nicht das legendäre Comingdown gehabt, dass sich in starken Depressionen von 1-2 Wochen äußern kann, doch ich war übermäßig emotional und fing bei einer iPod-Werbung an zu weinen, weil die Musik so schön war. [Achja, liebe Polizei, natürlich erfinde ich das hier alles nur und es ist nur eine Kunstfigur, die hier schreibt, weil ich eine Liberalisierung der Drogenpolitik fordere und sie mit diesem Blog unterstützen möchte]
Diese Drogen verhindern eine psychische Abhängigkeit einfach durch ihre Beschaffenheit.
Doch Drogen sind deswegen immer noch kein Spaß.
Denn selbst bei reflektiertem Konsum kann man, in der Phase des Konsums selbst, immer noch vergessen, dass man seinen Konsum reflektieren sollte. Daher ist es wichtig, mit Leuten zu konsumieren, die aufeinander Acht geben und denen man vertraut. Man brauch Psychonauten-Partner, denn man selbst verliert den Überblick darüber, wie viel man konsumiert, und wie gut man auf die jeweilige Droge klar kommt.

Ich musste das schmerzlich erfahren, wenn auch nicht am eigenen Leib. Ein guter Freund von mir, den ich auf meiner ersten Goa kennen lernte und der bis heute Minderjährig ist, was die Geschichte noch trauriger macht, hatte einen komplett Absturz auf LSD. Er bildete sich ein Nass zu sein, zu stinken, er duschte 3 Stunden lang, schnitt sich seine Dreads ab und schnitt an seinen Armen herum. Er ließ sich zwangseinweisen und hat bis jetzt 3 mal versucht sich umzubringen. Im Moment habe ich das Gefühl, es geht bergauf mit ihm, aber das kann schnell wieder umkippen. Schwere Depressionen, schwere Psychosen, das Alice-im-Wunderland-Syndrom. Dieses Syndrom bewirkt, dass du, auch ohne Konsum, immer wieder und unvermittelt Optics hast, Dinge siehst, die nicht da sind, Dinge einfach anfangen zu morphen. Vielleicht wird er das nie wieder in den Griff bekommen, vielleicht wird er nie all diese Probleme ablegen können. Vielleicht hat er sein Leben für immer vor die Wand gefahren - und das mit gerade mal 17 Jahren. Nur, weil ihm nie jemand gesagt hat, dass er nicht auf Pappen klar kommt, nur weil ihm nie jemand sagte, dass er das LSD weg lassen sollte. Leider habe ich nie Acid mit ihm gespackt, sonst hätte ich möglicherweise was gemerkt. 
Er ist der erste meiner Freunde, bei dem es so schlimm wurde.
Aber sieht man sich sein Konsummuster an, wundert diese Entwicklung nicht. In einem Monat nimmt er Drogen in Mengen, die ich in einem halben Jahr schaffe. Jedes Wochenende Acid, jedes Wochenende MDMA, Gras und Speed jeden Tag. 

Aber was bedeutet dieses Erlebnis für mich und meinen Konsum? Mache ich mir Sorgen, hör ich auf?
Nein. Ich weiß, dass ich meinen Konsum im Griff habe, ich weiß, dass ich nicht polytoxisch bin wie er. Einen Monat nüchtern ohne Probleme, was für ihn immer unvorstellbar war. Ich nehme Drogen nicht, um einfach Spaß zu haben, ich nehme Drogen, weil ich etwas über mich lernen und meine Entwicklung voran treiben will.
Drogen sind kein Spaß, etwas, was ich immer wusste. Es ist eine ernste Sache, Drogen sind ein Werkzeug, mit dem man viel erschaffen kann und mit dem man viel kaputt machen kann, dessen muss man sich immer bewusst sein. Die Motive des Drogenkonsums sind von entscheidender Bedeutung bei der Entwicklung des Musters, bei dem Verlauf der Trips und der Häufigkeit dieser. Drogen um der Drogen willen ist niemals der richtige Weg. Drogen um zu funktionieren ist niemals der richtige Weg. Drogen lösen keine Probleme, aber sie zeigen dir Wege zur Problemlösung. Drogen können Spaß machen, sind aber im Zweifel tödlicher Ernst. Auch das musste ich schon miterleben. Drogen sind ein zweischneidiges Schwert.

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