Montag, 17. März 2014

Süchte und Wünsche

Ich bin ein sehr wichtiger Mensch. Ich habe viele großartige Eigenschaften, wie eine eine geballte Ladung Selbstironie, Bescheidenheit und Selbstbewusstsein. Und weil dem so ist, wurde ich zu einer Facharbeit befragt, die sich um das Thema Drogen und Persönlichkeitsveränderungen dreht.
Nun, dabei kam die Frage auf, ob ich süchtig bin. Ich bin mit meiner Antwort, die ich da gegeben habe, nicht ganz zufrieden und da ich hoffe/vermute, dass betreffende Autorin der Facharbeit jenen Blog hier liest, habe ich mich entschlossen, eine etwas differenzierte Antwort zu geben.
Also, bin ich süchtig/drogenabhängig? 
Für mich bedeutet eine Sucht in erster Linie, dass ich ohne etwas nicht leben kann, dass ich es brauche, mich sonst unwohl fühle und nicht mehr richtig funktioniere. Dass im Vordergrund meines Handelns Drogen und ihre Beschaffung stehen, dass es vornehmlich darum geht, einen Rausch zu erleben oder eben eine bestimmte Droge zu nehmen.
Dieser Ansicht nach wäre ich eindeutig nicht abhängig. Mitte Januar war mein letzter Drogenkonsum, mein Graskonsum hat sich um ein vielfaches eingeschränkt. Bis Mitte Januar habe ich hart jeden Tag gekifft, mittlerweile bin ich schon wieder 2 Wochen clean, und auch davor war ich einige Wochen sauber. Ich kann ohne Drogen, eine gewisse Zeit sowieso. Es gab aber auch Zeiten, gerade im November/Dezember, wo ich jeden Tag gekifft habe, und ich teils noch nachts um 1 losgefahren bin, um mir noch mal Gras zu besorgen, wenn ich keines mehr hatte. Man könnte da eine Sucht interpretieren, aber mir gefällt diese Wortwahl nicht. Auch, weil es eben nicht so war, dass ich ausgerastet bin wenn ich keines hatte. Ich habe ein Grasproblem, wie ich schon in "Le Week of Weed" beschrieben habe: Wenn ich Gras da habe, muss ich es auch weg rauchen, einfach, weil mir der Zustand des breit/high seins so gefallen hat. Aber mir war zu jedem Zeitpunkt klar, dass ich wieder würde aufhören müssen, wenn der Tag gekommen ist. Ob das typisch für eine Sucht ist, weiß ich nicht. Auch ist es eher untypisch für eine Sucht, von 100 auf 0 aufhören zu können. Dennoch kann jeder diese Zeit so interpretieren, wie er möchte. Es ist auch nicht so, dass ich durch Gras nicht mehr funktioniert habe, tatsächlich war es der andere Fall. Durch das Gras habe ich oftmals so viel geschlafen, dass ich die Schule nicht mehr verpennt habe, und das ist auch ein Erfolg - zumindest für mich.

Und die anderen Drogen? Nun, da ich durch meinen, wie ich hier betonen möchte, verantwortungsvollen Konsum, gar nicht erst in eine psychische Abhängigkeit geraten kann, sowie ich auch keine körperlich abhängigmachenden Drogen abgesehen vom Tabak konsumiere, seh ich hier eine konventionelle Sucht ohnehin nicht.
Klar ist mir aber, dass ich nicht aufhören möchte, sie überhaupt zu konsumieren. Ich weiß, dass ich spätestens am 1. Mai wieder hart zulangen werde, ich weiß auch, dass ich in gewisser Weise noch nicht mit den Drogen aufhören kann. Möglicherweise wird der Tag kommen, an dem ich aufhöre, möglicherweise auch nicht.
Ich lehne dennoch den Begriff der "Sucht" oder "Abhängigkeit" ab, es ist vielmehr ein Wunsch. Auch nicht zwingend nach den Drogen. Es ist ein Wunsch nach der Möglichkeit, noch mehr über mich zu lernen. Beinahe jeder Trip hat mich bisher auf meiner Reise der Selbstfindung weiter gebracht. Jeder Trip, hat mir neue Wege zu denken und handeln vorgeschlagen. Jeder Trip hat mir neue Lösungsansätze für mein Leben gezeigt. Diese Erfahrungen und dieses Lernen möchte ich nicht, noch nicht, aufgeben. Ich weiß, dass ich in meiner Entwicklung noch am Anfang stehe, und ich möchte erst mich kennengelernt haben, bevor ich gänzlich auf Alice, Emma und all die anderen verzichte. Ich möchte ein klares Bild von mir haben und ein klares Bild, wie mein Leben aussehen soll und ich weiß, dass ich das erreichen kann. Natürlich ginge das in gewisser Weise auch, wenn ich die Lehren, die ich aus bisherigen Trips gezogen habe, zusammenfasse, sammel und gebündelt auf mein Leben anwende, meine eigenen Lehren entwickel und ich damit auf die Drogen verzichte. 
Aber es wäre nicht dasselbe und ich hätte das Gefühl, einen Pfad der Selbsterleuchtung, Selbsterfahrung und Selbstbeleuchtung beschritten zu haben, den ich schon am Anfang abgebrochen habe, obwohl es noch so vieles zu lernen gibt.
Aber ist das schon eine Sucht? Sicher, der dogmatisierte Durchschnittsspießbürger mag das glauben und mich verurteilen, aber für mich ist eine Sucht etwas, das dein Leben beeinträchtigt. Vielleicht fasst das das Thema für mich am besten zusammen - Drogen sind für mich eine unfassbare Bereicherung, weil sie mich vom Pfad der Selbstzerstörung abgebracht haben, weil sie mir beibrachten, dass ich ein Mensch sein kann, der glücklich ist und gut zu anderen Menschen ist. Ein Mensch, den man mag. Sie brachten mir bei, dass ich Selbstvertrauen habe und das jeder Mensch ein ganz wundervolles Geschöpf ist. All das sind Dinge, die ich die letzten Jahre immer vergessen habe. Und ich weiß eben, dass ich noch sehr viel mehr erfahren werde.
Vielleicht kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem ich auf einem Trip sage, ich bin angekommen, ich habe den Gipfel erreicht. Mehr kann ich nicht erfahren, mehr kann ich nicht lernen. Ich wäre vernünftig genug, eben durch das Lernen, zumindest auf LSD zu verzichten. Und auf das MDMA. 
Aber bis dieser Moment noch nicht gekommen ist, werde ich auch weiter konsumieren, komme, was da wolle.
Ein schwieriges Thema, zweifellos, aber ich denke, es sollte jedem selbst überlassen sein, wie weit er gehen will. 

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