Sonntag, 6. April 2014

Turn in, Tune in, Drop out

10 Monate begleiten mich jetzt schon Drogen, und ich wage zu behaupten, dass diese 10 Monate die wohl krassesten und gravierendsten von allen in meinem Leben waren. Die Dinge, die sich verändert haben, wie sie sich verändert haben, und in welche Richtung.
Meine Welt steht Kopf. Meine Welt ist eine völlig andere als sie einmal war. Doch werfen wir doch mal einen richtigen Blick auf die Geschichte meines Konsums, rekapitulieren wir, was passiert ist, was ich daraus gelernt habe und wie es weiter geht.
Meine erste Goa, am 1.6. 2013. Hier fing ich an, Erfahrungen abseits vom bloßen Cannabiskonsum zu sammeln.
Sicher hab ich schon vorher gekifft, aber in Monatsabständen und auf einem Niveau, dass ich heute nur belächeln kann.
Diese Goa, diese allererste Goa. Vlad meint rückblickend, sie sei nicht sehr geil gewesen und kein guter Einstieg in die Goaszene, aber ich muss sagen, dass ich mir keine andere Umgebung gewünscht hätte.
Aber um zu verstehen warum diese Goa so eingeschlagen ist bei mir, muss man vielleicht auch verstehen, wie es mir vorher ging.
Ich war schwer depressiv, trotz der Tatsache, dass ich eine Freundin hatte, aber das lief ohnehin nicht allzu gut. Ich war immer noch zerstört von meiner vorhergehenden Trennung. Was nicht bedeutet, dass ich die Beziehung zurück wollte, sondern lediglich, dass mich dieses Ereignis nochmal tiefer in eine Depression gekippt hat als ohnehin schon. Den Sommer davor befand ich mich bereits in einer psychiatrischen Einrichtung, hatte einen Selbstmordversuch hinter mir und zu diesem Zeitpunkt war ich mittlerweile so weit, dass mir komplett egal war, was mit mir, anderen, meiner Welt und Umwelt passiert. Wenn ich sterben würde, wäre es mir egal, wenn ich leben würde, dann würde ich halt als der Versager durchs Leben gehen, der ich eben bin - wie ich damals dachte. Ich wusste, ich würde entweder voll versagen oder mich umbringen. Ich ging durch das Leben und hasste alle, die glücklich waren, weil es ihnen besser ging als mir.
In diesem Blog kann man meinen damaligen Geisteszustand gut abschätzen, und heute würde ich mich von vielem distanzieren. So wie man beschrieben ging es mir solange ich denke konnte, bis zum 1.6.. Dann kam meine erste Goa.
Ich wollte erst gar keine Drogen nehmen. Wir kamen auf der Goa an, es war ein kühler, sehr wolkiger und nasser Tag, was eine Erkältung des Todes nach sich zog.
Wir trafen uns damals bei Shuttle - zu dritt - und fuhren dann zur Location. Dort angekommen begutachtete man die Floors, und alle tanzten. Nun, ich und auch Alex nicht so wirklich. Wir standen am Rande des Floors und maximal unsere Beine bewegten sich.
Wir gingen irgendwann auf den Parkplatz, was eher ein Marktplatz war. Tja, wir zögerten zunächst ob wir mitspacken wollten, also haben wir zunächst nur gekifft. Aber nachdem Alex sich entschied, es durch zu ziehen, war ich auch dabei. Was hatte ich auch schon zu verlieren?
Und ich muss sagen - diese Entscheidung, diese kleine Tablette, eine dunkelgrüne, mit eingepressten Stern, zu nehmen, zu schlucken, war die beste Entscheidung meines Lebens. Und eine der gravierendsten. Insgesamt aß ich an diesem Tag ein komplettes Teil, 180-200mg MDMA. Und was soll ich sagen? Diese Explosion des Erlebens, des Fühlens und des Glücks haben mir gewissermaßen die Augen geöffnet. Die Atmosphäre, die Leute, das Lebensgefühl. Es ist, als hätte ich an diesem Tag vor 2 Türen gestanden, eine offene und eine geschlossene, und ich habe mich dazu entschlossen, den unbekannten Weg zu gehen. Und mein Gehirn hat sich in dieser Nacht zurückgesetzt, neugestartet. Ich habe plötzlich so vieles verstanden, ich habe plötzlich begriffen, wie man glücklich ist. Wie sich Glück überhaupt anfühlt. Wie Glücklich es macht sich zu bewegen, zu leben mit anderen Menschen, wie schön es ist, mit Menschen zusammen zu sein, die sich umeinander kümmern, und ich habe erstmals realisiert, dass ich auch so ein Mensch sein will. Ich war jahrelang ein Giftzwerg, ein Galle spuckender, zynischer Misanthrop, der an allem nur das negative gesehen hat und dem andere Menschen egal waren, der sich aber selbst aufgab für andere. 
Ich merkte, dass ich ein Mensch sein will, der sich in einer so liebevollen und einfühlsam Gemeinschaft aufhalten will, der ebenso liebenswert wie sie sein will. Ich beschloss, mein Leben zu ändern, wie sehr, dass wusste ich noch nicht. Ich wusste nicht, welche Ausmaße meine Veränderung annehmen würde.
Die Nachfolgenden Wochen waren geprägt von einer kleinen Blase Glück, einer tiefen Sehnsucht zurück und vor allem einer tiefen Vorfreude. Es war, als wäre endlich was da in meinem Leben, dass mir einen Nährboden gibt, aus dem ich Lehren ziehen kann, die ich wirklich gebrauchen kann. Ich hatte und habe gar nicht das Verlangen nach dem Drogen gehabt, sondern nach dem Lebensgefühl, dass sich auf einer Goa entwickelt.
Hätte ich deswegen nicht spacken sollen? Warum sollte ich. Mir war von Anfang an der gesundheitliche Aspekt bewusst, weswegen ich immer vorsichtig konsumiere, unbekannte Substanzen meide und nirgendwo kaufe, wo ich mir nicht sicher sein kann. MDMA ist für mich, seit Tannengrund, der zweiten Goa, die ich gleich behandeln werde, reiner Hedonismus. Ich ziehe aus MDMA keine Lehren, es macht mich einfach nur glücklich und gibt mir ein gutes Gefühl. Und die nötige Ausdauer, auf Goa durchzuhalten. Aber MDMA erinnert mich auch immer zurück an meine erste Goa, an den Anfang allen Glücks, dass ich daraufhin erfahren durfte. 
Nur einen Monat später, vom 5.7. bis zum -7.7. war dann das Tannengrund-Festival.
Auch wenn ich den Waldfrieden liebe, der TAGU wird immer die schönste aller Locations und die familiärste aller Goas bleiben. Das Gefühl einer großen Familie habe ich nie wieder so stark erlebt wie dort. Dazu der wunderbare Wald, die vielen Menschen die ich kennenlernte, wie Aaron, der heute zu den Besten meiner Freunde gehört, oder auch Janni, Sally und all die anderen, wie Nils. Meinen Einstieg fand ich bei Schallgitter am 1.6., doch Goaraner bin ich erst seit Tannengrund. Ich habe viel MDMA gefressen, aber dadurch so viele Erlebnisse und Begegnungen erfahren dürfen, dass ich kein einzelnes Milligramm bereue. Allein schon um 6 Uhr morgens, wenn die Sonne langsam wieder aufgeht, die Sterne überm Floor zu sortieren, ihre Richtungen zu bestimmen, allein das war eine Erfahrung, wie ich sie mein Leben lang im Herzen tragen werde. Mein Gott, wie ich durch das Universum getanzt bin, in absoluter Trance, in absoluter Abwesenheit meiner selbst, einfach nur getrieben durch die Klänge und Bässe, die meinen Körper steuerten, so tief in den Energien und so verbunden mit den Vibrations, dass ich einen ersten Vorgeschmack auf die Öffnung aller psychedelischen Kanäle bekam, wie es bei LSD der Fall ist.
Auch meine erste psychedelische Erfahrung hatte ich auf Tannengrund, mit einem Gramm Pilzen. Diese Erfahrung in Worte zu fassen ist schwer. Es war so verrückt, was dort passiert ist. Die Löcher im Himmel, die in konzentrischen Kreisen tanzenden Blätter, meine außerkörperlichen Erfahrungen, der Sonnenaufgang. All diese Einzelmomente, die sich wie eine Leinwand in meinem Kopf abspielen, verbunden mit der wehmütigen Erinnerung an die wohl schönsten Momente meines Lebens, an diesem Tag verliebte ich mich. Ich verliebte mich in die Blumen, in die Welt, in die Menschen und in mich. Ich liebe dieses Leben und ich liebe diese Welt, denn das sie überhaupt existiert und ich diese Zeilen schreiben und diese Erinnerungen haben darf, ist das größte Geschenk, das mir jemals zuteil werden wird.
Auch lernte ich nach Tannengrund endlich die Nachteile eines Coming-Downs kennen, als ich unkontrolliert anfing zu weinen als ich eine wirklich wunderschöne iPhone Werbung gesehen habe. Heute kann ich herzhaft über diese Erfahrung lachen, aber damals hat es mich ein wenig auf den Teppich geholt, da ich erstmals Anzeichen des Konsums festgestellt habe, nachdem er vorbei war.
Im Zweiten Teil wenden wir uns den Erlebnissen auf Wonderland und meinen zahlreichen LSD-Erfahrungen zu.

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