Mittwoch, 23. April 2014

SMI²LE

Samstag. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann wir aufgestanden sind, aber es dürfte gegen 11 gewesen sein. 5 Stunden Schlaf, für ein Festival schon zuviel. 5 Stunden in denen mal zahlreiche Wunder verpasst hat. Wird mir nicht wieder passieren, aber es war schon wichtig, dass wir geschlafen haben. Wir waren Freitag Nacht zuletzt so erledigt, dass wird sogar von einigen Leuten aufgefordert wurden zu lächeln, auch wenn wir nur deswegen nicht lächelten, weil wir auf einem gewaltigen Trip waren und fassungslos angesichts der Dinge waren, die wir sahen. Ich saß zuvor eine Weile am Lagerfeuer, und ich glaube, ich bin da schon ein paar Mal eingeschlafen, in der Wärme des Feuers, der Gespräche der Menschen und der sanften Umarmung von Alice.
Samstag jedenfalls begann mit - Ja, verdammt, womit eigentlich? Das bestimmende Thema war, dass wir Gras, Pilze und Acid auftreiben wollten, alles Drogen, von denen uns gesagt wurde, sie würden sich hervorragend ergänzen. Wir erwarben sogar Pappen, und begaben uns nach der Einnahme wieder auf das Festivalgelände.
Ich erinnere mich noch, wie sehr ich das Gefühl der Pappe in meinem Mund hasste, so sehr, dass ich beinahe fürchtete, durch dieses Gefühl in einen schlechten Trip abzurutschen. Ich kam wirklich kaum von diesem Gefühl los, aber man hat uns ohnehin beschissen, auf den Pappen war nichts drauf. Voller Frust gaben wir uns noch ein Teil, das wirkte aber nicht, weil unsere Stimmung so im Keller war. Auch das ist etwas, was mir nicht wieder passieren wird.
Ich zog dann eine Weile alleine los, und fand das Zelt der Drugscouts, mit einem riesigen Chillout. Matratzen und Decken allewo, ein Ort mit chilliger Musik und angenehmen Ambiente, dort legte ich mich dann hin, schlief fast ein. So wie ich da lag, völlig entspannt, brach auf einmal das Teil voll durch, es haute mir komplett durch. Wie von Sinnen spurtete ich zurück zu Bernd, der immer noch keine Wirkung spürte, nahm ihn mit zu jenem Zelt. Jenes Zelt, dass noch eine so besondere Bedeutung an diesem Tage bekommen sollte.
Auch bei ihm wirkte das Teil nach einer Weile der Entspannung, und schon war wieder alles möglich. Wir fanden sogar Pilze, Acid und Gras, die Götter waren auf unserer Seite und die Vibes waren wieder für uns da.
Als wir zuerst eine Pappe klatschten und ein paar Pilze, ich weiß nicht mehr genau, wer was und in welchen Mengen genommen haben, Bernd hat nämlich offenbar 0 Toleranzerscheinungen bei Acid und ging schon voll auf der Pappe ab, während bei mir nur leicht Morphing angesagt war, lagen wir da und staunten nur über die Dinge, die wir sahen. Wie immer eigentlich. Doch wir lernten ein paar nette Jungs kennen, die uns einen Joint rollten, und natürlich OTIS! Otis war ein sehr cooler Junge, dem wir ein Teil gegen einen Kopf seiner überaus schicken Pfeife gaben - wir wollten ohnehin unsere Teile loswerden, weil wir eindeutig zuviele gekauft hatten, eine Fehleinschätzung unserer Erfahrungen auf Tannengrund - der uns außerdem zum Magic spielen einlud, auch wenn wir dieser Einladung nicht nachkommen konnten.
Ich versuche schon seit Stunden, die darauffolgenden Stunden in einen zeitlichen Ablauf zu bringen, doch alles was ich noch weiß, sind einzelne Erinnerungsfetzen. Der Holländer Peter zum Beispiel, der uns einen "Gangstajoint" rollte, sowie seine Freunde, die alle Holländisch miteinander sprachen. Irgendwann begann ich, sie zu verstehen und hatte plötzlich Angst, dass ich kein Deutsch mehr sprechen kann :D Was sich schnell als unbegründet herausstellte.
Ich sah Gesichter, die mich aus den Bäumen anstarrten, sowie einen grotesk proportionierten Embryo mit 2 Nabelschnüren der von der Decke des Zelts hing und mich mit einem Fernglas beobachtete.
Den Menschen verschwammen die Gesichtszüge oder ihre Nasen und Augen waren 10 Mal so groß wie der Rest ihres Gesichts.
Dann der Boden, der vor meinen Füßen zu fliehen schien, als ich auf Klo wollte, Alex unkontrollierte Zuckungen und mein Zauberwald. Meine gewaltigen CEVs, mit rotierenden Flamingos, die alle eine andere Krawatte trugen. Es war die bis heute krasseste bewusst durchlebte psychedelische Erfahrung.
Das muss ich erklären. Ich hatte natürlich schon stärkere Trips, aber aufgrund der Natur der Sache (Erstkonsum von LSD) habe ich auf jede noch so kleine Veränderung geachtet, jede Optic genossen und ausgekostet. Heute kann ich mir 3 Würfel ballern, gehe tanzen und erfreue mich zumeist eher oberflächlich den Visions, die ich habe. Bis ich mich irgendwann an den Rand setze, und mich auf sie konzentriere, was aber meist nicht allzu lange anhält, weil es mich wieder auf den Floor zieht.
Das war auf Wonderland anders, da ich alles in diesem Zelt gespackt habe und auch nicht mehr auf den Floor ging, die Wirkung war zu krass. Daher habe ich jede noch so kleine Veränderung meiner Umwelt mitbekommen. Besonders erinnere ich mich an eine Szene. Die Bäume im Waldfrieden sind alle von innen und außen bunt beleuchtet. Für mich sah es dann so aus, als wäre einer dieser Bäume der Kopf und die Hände eines gewaltigen Gorillas, an seinen Fingern waren Fäden, die mit den Dixiklos unter ihm verbunden waren. Nur das es in meinen Augen keine Dixiklos waren, sondern Soldaten. Und bei jedem Windhauch bewegten sich die Finger des Gorillas und die Dixiklos gleich mit. 
Eine Weile lang hatte ich eine Decke über meinem Kopf, die Augen geschlossen und tanzte mit dem Oberkörper zu der Chilloutmusik. Ich lief durch einen Wald, bei jedem Bass ein Schritt, links und rechts des Weges türmten sich gewaltige Bäume auf, riesige Pilze und Blumen, die in allen Regenbogenfarben schimmerten.
Ich tanzte durch den Wald, um mich herum alle Tiere des Waldes, die mit mir tanzten, seltsame, blaue, grüne und rote Bälle, die um mich herumflogen.
Irgendwann tauchte ein Flamingo auf, der die Feier beenden wollte, doch als die Vibes, die ich sehen konnte, auch ihn durchdrungen, fing er plötzlich an zu schweben, die Farbe seiner Federn und seiner Krawatte zu ändern und wie ein Uhrzeiger durch die Luft zu rotieren. Dann fiel mir auf, dass mein Fuß - mein echter, unkontrolliert herumzuckte. Ich kam also aus dem Wald zurück und beobachtete konzentriert meinen Fuß, bis mir auffiel, dass mein großer Zeh offenbar etwas zu schreiben schien. Was? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich mit "Mit freundlichen Grüßen... [NAME]" unterschrieben habe.
Ich starrte und die Decke des Zelts und sah, wie die Plane bei jeder Windböe ein neues Gesicht bildete, welches mich anzuschreien schien.
 Ich sah die Laser und Lichteffekte, die alle in einer perfekten Ordnung und einem Sinn über den Boden fuhren, Muster bildeten. Ich sah die Dreidimensionalität des Grases und irgendwann lag ich nur noch mit geschlossenen Augen da, hörte die Musik aus dem Nachbarzelt, genoss was sich vor meinen Augen abspielte, und wusste nicht mehr wo, wann und wer ich bin. Ich trieb dahin in einem Meer aus Illusionen und Eindrücken und weiß nicht, wann ich einschlief.

Um 4 am nächsten Tag verließen wir das Festival und damit auch diesen Blogeintrag. Denn der Sonntag war Drogenfrei und nur vom Organisieren eines Fahrers, dem Abbauen des Zeltes und dem Abtreten der übrig gebliebenen Teile geprägt.

Waldfrieden Wonderland 2013, ich werde diese Tage nie vergessen.

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